Was Werbung angeht, ist die deutsche Politik faszinierend glücklos. Man erinnert sich an die "Sooo deutsch"-Kampagne des Innenministeriums, die mit Dackel und Sandale auf die Selbstironie zielte, doch zur Selbstidiotie neigte. Oder die Klimaschutz-Aktion des Umweltministeriums. Die wollte den Plot "Eltern beim Sex erwischt - junge Tochter wendet sich peinlich berührt ab (und macht das Licht aus)" ironisieren, doch versehentlich brachte man eine Art Amateurporno in Umlauf. Und jetzt hat sich das Gesundheitsministerium die AHA-"Formel gegen Corona" ausgedacht. Sie wird großzügig im öffentlichen Raum plakatiert und soll uns - zu Recht - drei Privatmaßnahmen gegen die Pandemie eintrichtern.
Das erste A steht für "Abstand", H bedeutet "Hygiene" und das letzte A meint, hm, genau: die "Alltagsmaske". Man kennt das aus dem Film "Schtonk!", in dem Medienvertreter den heiter absurden Versuch unternehmen, das rätselhafte Monogramm "FH" (statt AH) auf den gefälschten Hitlertagebüchern zu erklären: FffHhhh ... Führers Hund? ... Fritze Hitler? ... Fahne hoch? So einigt man sich verzweifelt auf "Führerhauptquartier".
Kann es sein, dass die Kreativen der Aha-Kampagne ähnliche Probleme mit dem zweiten A hatten? Denn eine AHM-Kampagne (M wie Maske) ist eben noch kein AHA-Erlebnis. Saßen die Kreativen der Agentur also im Ministerium und brainstormten, wie sie aus dem Masken-M ein Masken-A machen können? "Aaa wie Atemmaske?" - "Aaa wie Anti-Corona-Maske?" - "Aaa wie Alltagsmaske?" Und alles nickt. Dankbar. Erlöst. Klar. Alltagsmaske. Genau. Nur: Was tragen wir jetzt am Sonntag?
Die Alltagsmaske unterscheidet sich übrigens von anderen Masken dadurch, dass man sie aus Stoff selbst bastelt. Man nennt sie auch Do-it-yourself-Maske (leider ein D) oder Behelfsmaske (leider ein B). Diese werden, sagt Wikipedia, oft in Entwicklungsländern verwendet. Wäre die HAHAHA-Formel am Ende nicht doch besser gewesen? Haltet Abstand, haltet Abstand, haltet Abstand!