Deutsches Theater Berlin:So müde all der Kriege

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Im Liebeskampf: Eka Nizharadze (links) als Penthesilea und Manuel Harder als Achill, hinten: Almut Zilcher als gealterte Amazonenkönigin. (Foto: Jasmin Schuller)

Nino Haratischwili inszeniert am Deutschen Theater Berlin ihre Antiken-Bearbeitung "Penthesilea: Ein Requiem" - auf Deutsch und Georgisch.

Von Peter Laudenbach

Versuche, potenzielle Geschlechtspartner zu bezirzen, klangen auch schon mal charmanter als hier. Herr Achill, angeblich ein heroischer Krieger, versucht es bei Frau Penthesilea mit einem Spruch, der nach Verzweiflung kurz vor der letzten Runde in der Dorfdisco klingt: "Ich bin der Held der Helden, zu dieser nächtlichen Stunde wollte ich auch ein bisschen dein Held sein." Mit Lederhose, Cowboystiefel und Schluffi-Bademantel, einem etwas hängenden Gang, fettigen Haaren und einem verlebten, unrasierten Gesicht demonstriert dieser Achill recht anschaulich, dass die toxische Männlichkeit zumindest in seinem Fall ihr Verfallsstadium erreicht hat. Jedes Haltbarkeitsdatum von möglicherweise aus der Jugend übrig gebliebener Restattraktivität ist schon lange abgelaufen. Kein Wunder, dass sich der arme Tropf irgendwann von den wesentlich energischeren Vertreterinnen der Damenwelt anhören muss, er sei ein nur ein "besonders missratenes Exemplar seiner widerlichen Gattung". Das muss es sein, das berühmte feministische Theater!

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