Academy Awards:Sei ein Frosch

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Die Oscars sollen im März stattfinden, erstmals seit 2018 wieder mit einem Moderator. Nur: welchem?

Von Susan Vahabzadeh

In Hollywood haben in den vergangenen Tagen sehr viele Menschen auf die nächste öffentliche Erklärung der Oscar-Academy gewartet. Sehnsüchtig. Die diesjährige Verleihung soll am 27. März stattfinden, und es gibt eine ganze Reihe anderer Preisverleihungen, die vorher über die Bühne gebracht werden müssen - oder eben nur über den Zoom-Kanal. Die Gewerkschaften beispielsweise zeichnen Schauspieler oder Regisseure grundsätzlich vor der Academy aus, und dort hätte man sich über eine Verschiebung der Oscars in den April sehr gefreut. Viele Events, die normalerweise im Januar stattfinden, müssen der Omikron-Welle wegen noch nachgeholt werden - und das heißt, dass an den wenigen Wochenenden, die jetzt noch übrig sind, von den Indie Spirit Awards bis zur Show der Produzentengilde, jetzt ein Event-Stau herrscht. Die Academy ließ zwar nun von sich hören, aber in anderer Sache. Es wurde verkündet, dass die Zeremonie erstmals seit 2018 wieder einen Gastgeber haben wird.

Die Show hat einen herben Zuschauerverlust durchgemacht, 2021 haben in den USA nur etwas mehr als halb so viele amerikanische Fernsehzuschauer eingeschaltet wie im Jahr zuvor, unter zehn Millionen. Vielleicht wegen der Filme, bestimmt wegen der Pandemie, möglicherweise haben auch Diversifizierungsübungen die Show etwas unglamouröser gemacht. Die Abwesenheit eines Gastgebers oder einer Gastgeberin war sicher auch nicht attraktivitätssteigernd. Kaum hatte die Academy ihre Suche nach einem Host öffentlich gemacht, gab es einen Freiwilligen: Tom Holland, der amtierende Spiderman, mit "No Way Home" gerade der König an den Kinokassen. Der Hollywood Reporter hatte ihn gefragt, ob er sich das vorstellen könnte, Holland winkte erst aus Zeitgründen ab, fragte dann aber: "Wer würde denn die Oscars nicht moderieren wollen?"

Will er sich das wirklich einbrocken? Der Brite Tom Holland, Star in "Spider-Man: No way home", hat sich selbst als Moderator für die Oscars ins Spiel gebracht. (Foto: VALERIE MACON/AFP)

Na ja, beispielsweise Kevin Hart, der 2019 als Letzter für diesen Gig zugesagt hatte, dann ein paar auf die Mütze bekam, weil er wegen alter Tweets unter Homophobie-Verdacht geriet, zurücktrat, von der Academy noch mal beauftragt wurde und sich letztlich weigerte. Der Grund, warum diesen prominenten Job nicht viele Stars haben wollen: Die Vergangenheit eines jeden Oscar-Hosts wird in den sozialen Netzwerken durchleuchtet, und hinterher wird die Moderation auf Twitter abgewatscht. Die Academy verhandelt jetzt dem Hollywood Reporter zufolge tatsächlich mit Holland, das Netz aber hat anderes im Sinn: Einer von den Muppets soll es machen.

Kermit hat jede Menge Moderationserfahrung - als Host der "Muppetshow"

Der heißeste Kandidat ist Kermit. Eine großartige Idee. Kermit hat jede Menge Moderationserfahrung als Host der "Muppetshow", er hält einen Draht zum jungen Publikum über die Sesamstraße, er war selbst schon nominiert, mit dem Lied "Rainbow Connection" aus dem "Muppet Movie" von 1979. In den sozialen Netzwerken werden sie nichts über ihn zu enthüllen finden. Die einzige Schweinerei in seiner Biografie, das geschlamperte Verhältnis mit Miss Piggy, ist hinreichend bekannt. Und schlechte Kritiken werden ihm nicht unter den Filz gehen. Wenn schon der Wurm drin ist, warum dann nicht gleich ein Frosch? Letztlich würde die Academy damit nur beweisen, dass sie keinen diskriminiert, nicht mal aus farblichen Gründen. Applaus, Applaus, Applaus.

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