Oscars 2017:Der Rekord-Favorit

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Beschwingt durch den Sommer: Emma Stone und Ryan Gosling im Hollywood-Film La La Land. (Foto: Studiocanal/dpa)

Bei den diesjährigen Oscarnominierungen liegt der Film "La La Land" von Damien Chazelle, die Feier des klassischen Musicals, ganz vorn. Auch die deutsche Produktion "Toni Erdmann" hat Chancen.

Von Tobias Kniebe

Eine Hommage an die klassische Kunst des Musicals, eine Feier des uralten Traums, es in Hollywood zu schaffen - darauf kann sich die Academy of Motion Pictures in dieser Saison einigen. Bei den Nominierungen für die 89. Oscarverleihung, die am Dienstag Nachmittag bekanntgegeben wurden, ist "La La Land" in 14 Kategorien vertreten - und liegt damit gleichauf mit den historischen Nominierungsrekorden von "All About Eve" und "Titanic"; darunter natürlich für den "La La Land"-Regisseur Damien Chazelle und die Hauptdarsteller Emma Stone und Ryan Gosling.

Aus deutscher Sicht mindestens genauso wichtig: Maren Ade hat es mit ihrer weltweit gefeierten Vater-Tochter-Komödie "Toni Erdmann" ebenfalls geschafft - in die Endrunde um den besten fremdsprachigen Film. Ihre Konkurrenten sind "Ein Mann namens Ove" aus Schweden, "Unter dem Sand" aus Dänemark, "Tanna" aus Australien und - sicherlich der Angstgegner - der Iraner Asghar Farhadi mit "The Salesman", der bereits einen Oscar hat.

So wirkt das Rennen bei den Ausländern fast spannender als in den Hauptkategorien, wo die Dominanz bei den Nominierungen "La La Land" automatisch zum Favoriten macht. Acht weitere Werke haben aber zumindest theoretisch die Chance, ebenfalls als Bester Film zu gewinnen: Das Science-Fiction-Drama "Arrival", für das auch Denis Villeneuve als bester Regisseur nominiert ist; die Theateradaption "Fences", die auch Denzel Washington als Hauptdarsteller und Viola Davis als Nebendarstellerin ins Rennen schickt; das Antikriegs-Gemetzel "Hacksaw Ridge", für das auch Hauptdarsteller Andrew Garfield und Regisseur Mel Gibson gewürdigt wurden - ein erstaunliches Comeback für Gibson, nach zahlreichen Missetaten (siehe Interview und Kritik in dieser Ausgabe).

"Hidden Figures" ist dabei, der die Leistungen schwarzer Nasa-Mathematikerinnen würdigt

Weiter geht es mit dem ziemlich politischen Neo-Western "Hell or High Water", der auch mit Jeff Bridges als supergrummeligem Nebendarsteller glänzt; mit der Familientragödie "Manchester by the Sea", für die auch der Regisseur Kenneth Lonergan eine Nominierung erhalten hat, genauso wie die Nebendarsteller Lucas Hedges und Michelle Williams sowie Casey Affleck für die Hauptrolle - der hat bereits den Golden Globe gewonnen und könnte Ryan Gosling noch am ehesten den Sieg in dieser Kategorie streitig machen.

Mehr kann man sich kaum merken, aber seit die Regeln vor ein paar Jahren geändert wurden, ist das Kandidatenfeld für den Besten Film noch lange nicht zu Ende: Auch "Hidden Figures" ist dabei, der die bisher kaum gewürdigten Leistungen der schwarzen weiblichen Mathematiker im Nasa-Raumprogramm feiert und jetzt auch Nebendarstellerin Octavia Spencer ins Rampenlicht rückt; das australisch-indische Familiendrama "Lion" mit den Nebendarstellern Dev Patel und Nicole Kidman, die ebenfalls als Kandidaten mitmischen; und schließlich "Moonlight", eine schwule Coming-of-Age-Geschichte aus den schwarzen Gettos Miamis, der auch Nominierungen für die Regie (Barry Jenkins) und Nebendarsteller (Mahershala Ali, Naomie Harris) zu verzeichnen hat. Eher allein für ihre Filme stehen Meryl Streep, die für "Florence Foster Jenkins" zum rekordsetzenden zwanzigsten Mal nominiert ist, und Isabelle Huppert für "Elle", mit der sicherlich mutigsten Performance.

Wichtig ist auf jeden Fall, dass nicht-weiße Filmschaffende in diesem Jahr sechs Mal in den Schauspielkategorien vertreten sind, ebenso unter den Regisseuren - das einseitige Bild vom letzten Jahr, das zum weltweiten "#Oscarsowhite"-Aufschrei geführt hat, wiederholt sich damit nicht. Es bleibt aber natürlich abzuwarten, wie es nach der Preisverleihung am 26. Februar aussehen wird, wenn Moderator Jimmy Kimmel die Show feierlich für beendet erklärt. Niemand in Hollywood dürfte es angesichts dieser Nominierungsliste wundern, wenn die meisten Preise bei "La La Land" bleiben.

© SZ vom 25.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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