"Orestie" in Hamburg:Meucheln im Kuschelpelz

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Regisseur Ersan Mondtag verwandelt in Hamburg die "Orestie" in ein vor Optimismus strotzendes Versuchslabor zum Thema freier Wille.

Von Till Briegleb

Generationen von Lehrern und Regisseuren, die antike Dramen zu pädagogischen Zwecken einsetzen wollten, wurden von ihren Zöglingen mit der göttlichen Sabotage konfrontiert. Wenn es wie etwa in der "Orestie" die Olympbewohner sind, die den Menschen kategorisch Mord und Rache befehlen, wieso soll der Mensch dann Schuld und Verantwortung für seine Taten empfinden, um daraus zu lernen? An dieser deterministischen Ausrede ist natürlich schwer zu rütteln. Wenn Agamemnon von Artemis befohlen wird, die eigene Tochter zu meucheln, und später Orest von Apoll geleitet ist, seine Mutter Klytaimnestra und deren Liebhaber Aigisthos zu entleiben, bleibt nicht viel freier Wille. Sind also alle Menschlein nur arme Opfer transzendenter Ratschlüsse, deren Zweck sie nicht verstehen?

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