Opern-Festival auf dem Lande:Peking in Halfing

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Bis zu 100 Chorsänger beleben die Bühne im Festspielhaus. Die Inszenierung von "Turandot" stellt den Intendanten Ludwig Baumann und seine Frau, die Dirigentin Cornelia von Kerssenbrock, vor große Herausforderungen. (Foto: Nicole Richter)

Große Oper im oberbayerischen Idyll: Puccinis "Turandot" eröffnet die Festivalsaison auf Gut Immling

Von Bernhard Blöchl

Schon oft wurden sie in Versuchung geführt, nun geben sie ihr nach. "Seit zehn Jahren reden wir darüber", erzählte Ludwig Baumann bei der Gala zur Vorstellung der Festivalsaison auf Gut Immling. "Seit zehn Jahren haben wir uns nicht getraut. Jetzt pack ma's!" Die Rede ist von Puccinis "Turandot", "einer verrückten Geschichte", wie der Intendant sagt, voll sinnlicher Exotik und mit der bekannten Arie "Nessun dorma". Zum ersten Mal wird die Oper um die rätselhafte und erbarmungslose Prinzessin, basierend auf einem alten persischen Stoff, auf dem Immling-Festival aufgeführt. Premiere ist am Samstag.

Die größte der drei diesjährigen Opern-Neuproduktionen verleitet die Gastgeber zu allerlei Superlativen. "Noch nie haben wir so viel Chor auf der Bühne gehabt", schwärmt Baumann, der für die Inszenierung im von bezaubernder Natur umgebenen Festspielhaus verantwortlich ist. Der Orchestergraben habe vergrößert werden müssen, das Bühnenbild des modernen Pekings (Ekaterina Zacharova, auch Kostüme) sei ebenso außergewöhnlich wie die geplanten Video-Installationen. "Die Wände werden wackeln", verspricht die musikalische Leiterin, Cornelia von Kerssenbrock. Nach langer, krankheitsbedingter Auszeit kehrt Ludwig Baumanns Frau als Dirigentin zurück. Übrigens nicht nur bei "Turandot", sondern auch bei Mozarts "Don Giovanni", den wiederum ihre Schwester Verena von Kerssenbrock inszeniert (Premiere am 19. Juli). Und auch Baumanns Sohn David Goldberg wirkt mit: Das von ihm initiierte Festival-Novum "Cloud Music" verspricht Avantgarde zwischen Minimal Music und Orchester, Tanz und audiovisueller Installation (an diesem Sonntag). Nicht von ungefähr spricht Baumann oft von der "Immlinger Familie". Während des Festivals, das bis Mitte August auch Musical- und Liederabende, Kinderprogramm und Kulinarik bietet, leben Künstler aus bis zu 30 Ländern im Idyll bei Halfing und Bad Endorf im Chiemgau. Festivalchor und -orchester sind bei den meisten Veranstaltungen eingebunden; bei der Kinderoper "Mozarts magische Momente" im Theaterzelt singt der Kinder-Festivalchor Immling.

Das Motto dieser 23. Ausgabe heißt "Versuchungen". Darunter lässt sich auch die dritte große Opern-Produktion einordnen, wenngleich es sich genauer gesagt um eine Operette handelt. Um "die Operette schlechthin", wie Baumann präzisiert: "Die Fledermaus" von Johann Strauss hat am 6. Juli Premiere, inszeniert von Thomas Peters unter der musikalischen Leitung von Evan Alexis Christ und Kerssenbrock. Kleine Randnotiz: Als Frosch ist hier Uli Bauer zu erleben, den viele als Double von Christian Ude in guter Erinnerung haben. Weitere Höhepunkte sind "Shrek - Das Musical" (von 23. Juli an), der Liederabend "All You Need Is Your Love" mit Werken aus den Heimatländern der Solisten (1. August), und beim "Finale Grande" am 11. August versammeln sich ebenfalls bekannte Akteure, um sich mit einem Best-of beim Publikum zu verabschieden. Eine weitere Versuchung lockt indes im Sternenzelt: Die neue Bar ist hübsch geworden.

Immling-Festival , Sa., 22. Juni, bis So., 18. Aug., Immling bei Halfing, www.immling.de

© SZ vom 21.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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