Oper:Zum Teufel mit der Romantik

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Frank Castorf inszeniert an der Stuttgarter Oper Gounods "Faust" vor dem Hintergrund des Algerienkrieges. Das funktioniert nicht wirklich, denn dem Libretto ist Politik egal.

Von Reinhard J. Brembeck

Diese Frau ist ein Ärgernis. Zumindest für Méphistophélès, den Teufel, der an diesem Abend sowieso kein leichtes Spiel hat. Erst wird er von dem altersklapprigen Faust zum Teufel gewünscht, dann setzt die Meute ihm mit selbstgebastelten Kreuzen zu, und Marguerites zweifelhafte Tugend lässt ihn verzweifeln. Zuletzt will dann noch der dank Zaubertricks zum Jüngling mutierte Faust wieder zu der von ihm verlassenen Marguerite zurück. Da bleibt dem Teufel nur eine Wahl. Er küsst Marguerite, die prompt umfällt. Um sich gleich wieder aufzurappeln. Daraufhin sitzt diese Halbweltschönheit mit ihrem vergifteten Absinth frustriert im "Café Or Noir", das nur ein Versatzstück ist in Aleksandar Denićs grandiosem Paris-Drehbühnenbild, das die Kathedrale Notre Dame, die Métro-Station Stalingrad, ein Puff und einen Stadtstreicherwinkel zwanglos zusammenlegt.

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