Oper:Slapstick mit Rattengift

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Sadismus und Sexismus: Schostakowitschs Oper "Lady Macbeth von Mzensk" am Münchner Nationaltheater.

Von Reinhard Brembeck

Einen Todeskampf stellt sich jeder Zuschauer wohl deutlich würdevoller vor, gerade in der Oper. Aber jetzt liegt auf der Bühne des Münchner Nationaltheaters der alte Despotenpatriarch im Sterben, die Schwiegertochter hat ihn aus Hass mit Rattengift beseitigt. Der Mann verlangt nach dem Popen, und der torkelt auch gleich daher, die Wodkaflasche sicher im Arm. Sofort entspinnt sich ein groteskes Slapstickgerangel zwischen Großkapital und Geistlichkeit um das Lebenselixier. Das ist ein Todeskampf, wie er greller und abgeschmackter nicht sein könnte. Dann ist der Alte hinüber und die Schwiegertochter - Anja Kampe macht das grandios hinterhältig - kräht gellend ihre geheuchelte Totenklage. Dabei tätschelt sie ihren in Operettenseligkeit verliebten Liebhaber, der schon lange genug hat von ihren erotischen Reizen.

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