New York:Klokunst

Im vergangenen September forderte das Weiße Haus beim New Yorker Guggenheim-Museum ein Gemälde von Vincent van Gogh an. Die Direktorin bot ihm jetzt stattdessen eine "Mitmachskulptur" von Maurizio Cattelan an.

Von Willi Winkler

So ein van Gogh ziert das Weiße Haus nicht weniger als eine Harlachinger Praxis für Dermatologie, in der er aber bloß als Kalender zu hängen kommt. Genau genommen hätte die "Schneelandschaft" mit einsamem Wanderer nebst Hund, 1888 entstanden, sogar für die Residenz des amerikanischen Präsidenten einen gewaltigen Kunst-Sprung nach vorn bringen können, denn die meisten Amtsvorgänger Donald Trumps zeigten einen recht biederen Geschmack bei der Wahl ihrer Wandgestaltung. Im vergangenen September forderte das Weiße Haus den van Gogh als Leihgabe für die Wohnräume des Präsidentenpaares an. Das Museum aber will ihn nicht hergeben. Nancy Spector, die künstlerische Leiterin des Guggenheim in New York, wo das Bild hängt, will es behalten und bietet als Ersatz eine "Mitmach-Skulptur" an, Maurizio Cattelans "America". Das Werk ist eine funktionstüchtige Toilette, nachgebaut aus angeblich 18-karätigem Geld. "Wir sind bereit", sagt die Kuratorin, sie dem "Weißen Haus als Dauerleihgabe zur Verfügung zu stellen".

Da trieft nicht nur der New Yorker Hohn über den nach Washington entrückten banausischen Mitbürger, es ist auch die Antwort auf Donald Trumps berüchtigten Satz, er wolle sein Amerika oder jedenfalls seine Wähler vor Einwanderern aus shithole countries bewahren. Trump hat genug Gold um sich, er wird das Klo nicht brauchen. Die Kunstaktion wird allerdings auch die prospektiven Einwanderer nicht abhalten, weiter in ein Land zu streben, in dem sogar die Toiletten aus reinem Gold gefertigt sind.

© SZ vom 27.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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