Neue Biographien zu Taylor und Burton:Pockengesicht und Miss Tits

Lesezeit: 4 min

Liz Taylor und Richard Burton, die Diva und der Bergarbeitersohn, ruinierten Ehen, verstörten Amerika, riefen gar den Vatikan auf den Plan. Nun sind zwei neue Biographien erschienen - die eine wirkt wie aus dem Drogeriemarkt, die andere ergründet ironisch und gut recherchiert die ambivalenten Persönlichkeiten der beiden Stars.

Eva Schäfers

Es ist immer vergnüglich, anderen dabei zuzusehen, wie sie sich gegenseitig unter den Tisch trinken und dabei lautstark miteinander streiten. Sich vielleicht sogar vor einem faszinierten Publikum anfauchen. Oder zu erleben, wie superreiche Leute auf einer luxuriösen Yacht mit einem Gefolge an Dienstboten, Kindern und Hunden auf dem Mittelmeer umherschippern, bevor sie mit neuen Filmrollen wieder ein paar Millionen Dollar einfahren. Es geht hier um Elizabeth Taylor und Richard Burton. Zwei in ihrer Qualität sehr unterschiedliche Biographien schildern das Leben des berühmten Ehepaars: "Wir haben uns verzweifelt geliebt" von Christa Maerker und der amerikanische Titel "Furious Love", den der Heyne Verlag jetzt auf Deutsch herausgebracht hat, und zwar in der zuverlässigen Übersetzung von Johanna Sophia Wais.

Liz Taylors Diamanten werden versteigert

Elizabeth Taylor und Richard Burton waren zweimal miteinander verheiratet.

(Foto: dpa)

Pockengesicht rief sie ihn, wenn sie gute Laune hatte - in ihrem Repertoire waren durchaus auch deftigere Namen -, und er hielt eine Fülle liebevoller und anzüglicher Kosenamen für sie bereit: Lumpy (Pummelchen), Twit Twaddle (Döskopp) oder Miss Tits, um nur einige zu nennen. Beide Buchtitel setzen durchaus auf den erotischen Kitzel dieser Liebesgeschichte - zwischen der verwöhnten Hollywood-Diva und dem Bergarbeitersohn aus einfachem Milieu und mit walisischem Zungenschlag.

Mit seiner Begabung hatte Burton sich zum anerkannten Shakespeare-Mimen emporgekämpft, sie hingegen hatte schon als Kind bei Lassie mitgespielt und nie eine "normale" Schule besucht. Übrigens auch später keine klassische Schauspielausbildung absolviert. Ihre skandalträchtige Verbindung zerstörte zwei Ehen, verstörte Amerikas Öffentlichkeit, und rief sogar den Vatikan auf den Plan, der die ehebrecherische Liaison öffentlich rügte.

Elizabeth Taylor hatte schon vier Ehemänner hinter sich, als sie Richard Burton traf und beschloss, ihn zu heiraten. Zwar ging ihm der Ruf voraus, ein Frauenheld zu sein, aber er war verheiratet, und allem Anschein nach mit einer großartigen Frau. Außerdem war er - trotz seiner ersten Bühnenerfolge an Londoner Theatern - immer noch eng in seinem walisischen und streng katholischen Clan verwurzelt.

Seine zwölf Geschwister und seine Tanten und Onkel hielten jedenfalls während "Le Scandale" zu Ehefrau Sybil, Waliserin wie sie auch. Nach einem publicityträchtigen Flirt während der Dreharbeiten zum Monumentalfilm "Cleopatra" gab es für "Liz und Dick", wie sie in der Boulevardpresse bald vertraulich genannt wurden, beträchtliche Hindernisse zu überwinden.

Huldigungen wie in einer Gesellschaftsillustrierten

Die Autorin Christa Maerker ist bei dieser "verzweifelten Liebe" mit ganzem Herzen dabei und jubiliert nach der Trauung entzückt: Die Steine, die von Herzen fallen, müssen groß wie ein Berg am Genfer See gewesen sein. Und überhaupt: Ist so eine Liebe nicht verwunderlich bei einer karrierebewussten Frau wie Elizabeth, für die Erfolg das schönste Deodorant ist?

Nicht minder verwundert stolpert der Leser über Sprachklischees und Plattitüden zuhauf, und viele Passagen klingen sogar wie Huldigungen aus einer Gesellschaftsillustrierten. Ziemlich sorglos fischt die Autorin Zitate von anderen Film-Stars aus der Zeit zusammen. Dabei wäre gerade im Umgang mit solchen Zitaten besondere Vorsicht geboten: Die Legenden von Filmstars haben sich die Werbeleute der Hollywoodstudios ausgedacht, und ihre Schauspieler wurden von ihnen vermutlich zur Diskretion verpflichtet. Entscheidend ist eben nicht nur die Zahl, sondern auch die Qualität der Quellen.

Während diese Biographie wie ein Eau-de-Toilette aus dem Drogeriemarkt erscheint, süßlich und sich schnell verflüchtigend, haben wir es bei der amerikanischen Biographie mit einer sorgfältig komponierten Duftessenz zu tun.

Der Reichtum von "Furious Love" - den Originaltitel hat der Verlag beibehalten - gründet sich auf eine umfangreiche Recherche, eine folglich lebendige und farbige Schilderung und eine analytische Schärfe, die bei der Lektüre erfreut. Dazu trägt auch sehr der feine, ironisch grundierte Humor der Autoren Sam Kashner und Nancy Schoenberger bei, die gern Widersprüchliches zusammenspannen und weiter zuspitzen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema