Netz-Depeschen:Für den guten Zwerg

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Wer die Umwelt schützen will, muss nicht mal mehr vor die Tür: Ökologische Suchmaschinen münzen Klicks in Klimaschutz um. Einen Haken hat die Sache aber.

Jean-Michel Berg

Wer etwas verändern will, muss die Menschen dort abholen, wo sie sind - also vor dem Computer. Diese Einsicht hat längst auch den Umweltschutz erreicht. Seit man weiß, dass jede Google-Suche das Klima anheizt (je nach Rechenart zwischen 0,2 und 10 Gramm CO2 pro Klick) ist ein Markt für ökologische Suchmaschinen entstanden. Frühere Versuche haben ein Einsparpotential vor allem am heimischen Bildschirm vermutet. Suchmaschinen wie Blackle, Blaxle oder Earthle haben die weiße, energieintensive Google-Oberfläche deshalb durch eine schwarze, energiearme Oberfläche ersetzt. Wem der schwarze Hintergrund zu anstrengend ist, kann über Greygle auch in grau suchen.

Statt aber bloß zu vermeiden, wollen Suchmaschinen wie Forestle, Ecosearch oder Ecocho jeden Klick in aktiven Klimaschutz ummünzen. Ecocho etwa pflanzt auf 1000 Suchanfragen zwei Bäume. Und pünktlich zum Klimagipfel ist nun mit Ecosia eine vom WWF unterstützte Suchmaschine auf dem Markt, bei der jede Suchanfrage zwei Quadratmeter Amazonas-Regenwald schützt - ohne dass der Nutzer irgendetwas anderes tun müsste als zu suchen. Allein in den ersten drei Tagen sind so bei 142 000 Suchanfragen 260 000 Quadratmeter Regenwald gerettet worden.

Was klingt, als hätte jemand von Zauberhand eigennütziges und selbstloses Verhalten in eine wundersame Symbiose gebracht, ist tatsächlich nur eine kleine Manipulation an den schnöden Gesetzen des Marktes. Im Internet hat die Aufmerksamkeit des Nutzers statistisch gesehen einen Geldwert, der sich aus der Wahrscheinlichkeit errechnet, wie oft er einer eingeblendeten Werbeanzeige folgt. Jeder Klick wird von Ecosia mit 0,13 Cent veranschlagt. Anstatt dass wie bislang Google, Yahoo oder Bing diesen mehrere Milliarden Euro großen Werbekuchen unter sich aufteilen, wird ein Teil davon in Aufforstungs- oder Erhaltungsprojekte umgeleitet.

Einen Haken hat die Sache aber doch. Alle grünen Anbieter müssen auf die Ergebnislisten der üblichen Suchmaschinen zurückgreifen und leider hat es Google als Quasimonopolist nicht nötig, seine Einnahmen zu teilen, und sich von solchen Projekten zurückgezogen. Suchanfragen bei Ecosearch, Ecocho oder Ecosia laufen daher über Yahoo oder Bing. Wer auf Google nicht verzichten mag, aber wenigstens energieneutral suchen will, der kann auf Znout zurückgreifen. Und wer nicht nur grün suchen, sondern auch grün finden will, der nutzt Greenmaven oder Greengemma. Dort werden nur umweltfreundliche Ergebnisse angezeigt. Aber auch wer glaubt, dass Klimaschutz überbewertet ist, hat jetzt keine Ausrede mehr. Er widmet seine Suche bei Goodsearch einfach einem von über 80 000 anderen guten Zwecken.

© SZ vom 14.12.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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