Roman "Das Leben in einem Atemzug":Ausweitung der Wohlstandszone

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Empathischer als Naipaul, aber ähnlich pessimistisch: Neel Mukherjee hat einen Sozialroman über die indische Klassengesellschaft geschrieben. Warum aber lässt er die realen Fortschritte aus?

Von Christoph Bartmann

Auf Heimaturlaub im unvertraut gewordenen Indien will ein Vater seinem kleinen Sohn die Baudenkmäler der Moguln zeigen, auf einer Reise voll kleiner Irritationen, die unversehens tragisch endet. Ein anderer wohlsituierter Auslands-Inder stößt sich bei der Rückkehr nach Bombay am rüden Umgang der Eltern mit dem Dienstpersonal und erkundet auf eigene Faust die dörfliche Herkunftswelt seiner Köchin. Lakshman, ein Tagelöhner aus den Bergen, kommt auf die Idee, einen jungen Bären abzurichten und mit ihm durch die staubige Sommerhitze auf Wanderschaft zu gehen. Milly, das andere Dienstmädchen der Bombayer Familie, ist vor Armut und maoistischen Aufständischen zum Arbeiten in die Stadt geflohen, während sich andere Mädchen bei ihr zuhause in den bewaffneten Kampf verwickeln lassen. Der Bruder des Bärendompteurs schuftet unter lebensgefährlichen Bedingungen auf einer Großbaustelle irgendwo in einer fernen Stadt. Aus fünf indischen Situationen lässt Neel Mukherjee ein Bild des ganzen Landes entstehen, und, soviel ist schon klar, kein besonders hoffnungsvolles.

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