Sie ist wahrscheinlich die wichtigste Dirigentin der Gegenwart, aber in Deutschland kennt man sie kaum. Und wenn, dann bestenfalls als Altistin mit außergewöhnlich profunder Tiefe und einem Repertoire vom Barock bis in die Gegenwart. Nathalie Stutzmann, in Paris geboren, in der Welt zu Hause, ist einer der vielseitigsten Klassik-Stars, die man sich vorstellen kann. Auf ihrem jüngsten Album "Contralto" rückt sie ihre besondere Stimme in den Vordergrund, die oft wie die eines Countertenors eingefärbt ist, singt Barock-Arien von Händel, Porpora, Vivaldi, Caldara, Bononcini, Lotti, Gasparini - jenen musiktheatralischen Meistern, deren Affektsprache uns heute bestenfalls kunstvoll, oft eher künstlich vorkommt. Das liegt auch an der neueren Aufführungsgeschichte, in der viele Künstler, aus Angst, nicht verstanden zu werden, die Extreme suchen. Den übertriebenen Ausdruck, das forcierte Tempo, das gestische Schmierentheater.
Nathalie Stutzmann:Formidable
Nathalie Stutzmann, von Beruf Dirigentin und Kontra-Altistin.
(Foto: Stephanie Slama/Parlophone Records Ltd.)Die Dirigentin Nathalie Stutzmann ist weltberühmt - außer in Deutschland. Hier kennt man sie nur als Sängerin.
Von Helmut Mauró
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