Musik:Bühne für die jungen Wilden

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Die Abschlusskonzerte des Jazz-Instituts in der Unterfahrt

Von Oliver Hochkeppel, München

Vieles ist anders im Jazz als früher. Unter anderem, dass die wichtigsten Impulse der Erneuerung nur noch selten aus den Aufnahmestudios oder den Clubs - dort sind die Ergebnisse zu hören -, sondern von den Musikhochschulen kommen. Das ist in München dank einiger herausragender Jahrgänge ganz besonders der Fall, und wer will, kann sich davon in jedem Juni ein Bild machen. Schreibt doch die Studienordnung der Hochschule für Musik und Theater öffentliche Abschlusskonzerte vor, und seit Jahren bekommt das Jazz-Institut dafür auch einige Abende in der Unterfahrt. Ein Gewinn für alle: Die Studenten bekommen mehr Aufmerksamkeit und echte Praxisbedingungen, das Publikum einen geballten Eindruck davon, was die Szene demnächst durchrütteln wird.

Los geht es an diesem Dienstag mit Saxofonisten: Jonas Brinckmann setzt mit seinem JMS Ensemble seinem Heimatort Bischofsmais ein musikalisches Denkmal, Daniel Laskay führt mit seinem bereits preisgekrönten, in Graz gegründeten Quintett den Hardbop in die Gegenwart, und Alosha Uyal lotet die Möglichkeiten seiner üppigen Besetzung aus, einem Nonett. Tags darauf sind Pianisten an der Reihe. Die aktuelle Kurt-Maas-Jazz-Award-Preisträgerin Svetlana Marinchenko hat bei ihrer Band Svm3 einen neuen experimentellen Ansatz für das Format Klaviertrio mit Gesang gefunden, Julian Schmidt orientiert sich an der Modern-Jazz- Tradition eines Cedar Walton oder Ahmad Jamal, und Vitaly Burtsev führt die russische Schule eines von der Klassik kommenden Jazz fort.

Weiter geht es nächste Woche mit dem großen Ensemble-Projekt des Tenorsaxofonisten und Michael-Riessler-Schülers Carsten Vohr, bevor die Bassisten Julia Hornung und Robin Jermer, die Pianisten Max Hacker und Gero Hensel, der Saxofonist Ruben Lipka und die Schlagzeuger Daniel Scheffels und Zhitong Xu mit ihren Bands ihr breit aufgestelltes, in die verschiedensten Musikrichtungen ausschwärmendes Können demonstrieren. Den Schlusspunkt setzt der Trompeter Felix Ecke mit dem Debüt seines High Wire Jazz Orchestra mit Stücken ausschließlich von jungen Münchner Jazz-Komponisten und -Arrangeuren. Fast alle "Prüflinge" sind bereits Stützen der süddeutschen Jazzszene. So viele sind es inzwischen, dass weitere nur im Gasteig, dem Institutssitz, Platz gefunden haben. Ein Beispiel: Am 7. Juni bestreiten im Kleinen Konzertsaal Moritz Stahl, Sam Hylton und Vincent Eberle ihre Masterkonzerte in Jazz-Komposition, drei Hochdekorierte, die schon lange in angesagten Bands spielen. Und schon oft in der Unterfahrt waren.

Abschlusskonzerte des Jazz-Instituts München , Di. bis Mo., 4., 5., 12., 13. und 17. Juni, 20.30 Uhr, Unterfahrt, Einsteinstr. 42; Do., Fr. u. Do., 6., 7. und 14. Juni, Kleiner Konzertsaal Gasteig; Di., 11. Juni, Black Box Gasteig, www.musikhochschule-muenchen.de

© SZ vom 03.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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