Görlitz:Hermes zurück in Zittau: Götterbote bekommt Gesellschaft

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Neben Fastentüchern und Epitaphienschatz gibt es nicht nur für Kunstfreunde einen weiteren Grund für einen Zittau-Besuch. Ein wahrer Schatz ist aufpoliert zurück im Klosterhof - und hat zuvor schon Furore gemacht.

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Zittau (dpa/sn) - Nach zwei Jahren ist ein barocker Hermes zurück im Klosterhof Zittau (Landkreis Görlitz), frisch restauriert und bekannter als bisher. Der steinerne Götterbote stehe wieder am alten Platz in einem der Grabhäuser, das ebenfalls saniert sei, sagte der Direktor der Städtischen Museen Zittau, Peter Knüvener, am Freitag. „Die Figur ist absolute Oberliga.“ Bei deren Erforschung habe sich herausgestellt, dass sie von einem der Bildhauer stamme, die am Bau des Dresdner Zwingers beteiligt gewesen seien.

Hermes' Heimkehr wird am kommenden Dienstag zusammen mit Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) gefeiert, wie die Staatskanzlei in Dresden mitteilte. Der bringe Gesellschaft für Hermes mit: einen zeitgenössischen Merkur, der römische Name für Hermes. Es sei eine verkleinerte Kopie der von Markus Lüpertz geschaffenen Figur vor der Zentrale der Deutschen Post in Bonn und ein Geschenk des Konzernvorstands an Sachsen. „Lüpertz stammt ja aus Liberec und damit aus unserer Region“, freute sich Knüvener.

Den 1,90 Meter großen Gott des Handels ließ ein Zittauer Kaufmann 1734 wohl aus feinem böhmischem Sandstein und schwarzem Marmor für die letzte Ruhestätte seines Vaters anfertigen. Damit wollte er sich von den gewöhnlichen barocken Grabmonumenten in den benachbarten Grufthäusern abheben. Ein Jahr lang hatte Hermes im Residenzschloss gastiert, am Fuße der Englischen Treppe, und sich mit höfischem Figurenschmuck des 18. Jahrhunderts in der berühmten Kulturstadt gemessen - und zugleich für sächsische Kunstschätze jenseits der Residenz geworben.

Die stark verfallene Skulptur konnte mit Hilfe der Ernst von Siemens Kunststiftung und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sowie Mäzenen und Spenden restauriert werden. Nun ist sie nach Jahrhunderten im Verborgenen in alter Schönheit im Hof des ehemaligen Franziskanerklosters und Domizil der Museen wieder zu bewundern. Die Anlage mit insgesamt 22 Grufthäusern, laut Knüvener ein einzigartiges Denkmal der Begräbniskultur in Mitteleuropa, wird seit Jahren Schritt für Schritt saniert. Die Kopie des Merkurs von Lüpertz aus Bronze aber muss ins Museum.

© dpa-infocom, dpa:230707-99-321828/2

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