Oschatz:Raumschiffe im Schloss: Rüstkammer mit Kunst und Geschichte

Lesezeit: 1 min

Blick auf Schloss Hubertusburg. (Foto: Sebastian Willnow/dpa)

Wenn Matthias Müller aufzählt, wofür Wermsdorf bekannt ist, dann sagt der Bürgermeister sehr schnell: Psychiatrie. Das prachtvolle Schloss Hubertusburg in der...

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Oschatz/Wermsdorf (dpa) - Wenn Matthias Müller aufzählt, wofür Wermsdorf bekannt ist, dann sagt der Bürgermeister sehr schnell: Psychiatrie. Das prachtvolle Schloss Hubertusburg in der nordsächsischen Stadt diente jahrzehntelang als Nervenheilanstalt und Krankenhaus. „Mein Vater war Chefarzt“, erzählte Müller. Am Donnerstag ist er ins Schloss gekommen, um die neue Ausstellung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) anzuschauen. Die widmet sich unter dem Titel „Raumschiff Hubertusburg“ genau dieser wechselvollen Geschichte des Schlosses.

Rund 100 Exponate aus der Rüstkammer haben die Kunstsammlungen nach Wermsdorf gebracht. Dazu zählen natürlich Gewehre, was zur Historie des ab 1721 errichteten kurfürstlich-sächsischen Jagdschlosses passt. Doch das erste Objekt in der Ausstellung ist ein graues Raumschiff. Das sei ein Nachbau eines Modells, das der Künstler und Erfinder Karl Hans Janke (1909 - 1988) geschaffen hat, erläutert der Direktor der Rüstkammer, Marius Winzeler. Janke war fast 40 Jahre lang Patient in Wersmdorf, bewohnte eine Dachkammer im Schloss.

„Wir finden, das Schloss ist selber so etwas wir ein gestrandetes Raumschiff“, sagt Winzeler. Schon im 18. Jahrhundert sei es überdimensioniert gewesen. 1763 hatte es mit dem Hubertusburger Frieden einen großen weltgeschichtlichen Moment. Danach wurden die Gebäude als alles mögliche genutzt: Lazarett, Gefängnis und eben Nervenheilanstalt. Der letzte Patient zog 1993 aus. 30 Jahre stand der Hauptteil des Schlosses danach leer. Seit 2013 nutzen es die Kunstsammlungen für Ausstellungen, „Raumschiff Hubertusburg“ ist die vierte SKD-Schau.

Mit der Ausstellung und einer zweiten Veranstaltung im neugestalteten Waagenmuseum im nahen Oschatz wird am Sonntag der Internationale Museumstag in Sachsen doppelt eröffnet. Mit dem zweifachen Auftakt solle eine besondere Aufmerksamt auf die Region gelenkt werden, sagte Katja Margarethe Mieth, Direktorin der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen.

Das Waagenmuseum in Oschatz wurde in den vergangenen Jahren neu gestaltet. Die Präsentation der rund 120 Waagen sollte etwas weniger historisch-technisch und familienfreundlicher werden, sagte Mieth. Dazu wurden neue Mitmach- und Hörstationen eingerichtet. In die Neugestaltung wurden rund 250.000 Euro investiert.

Am 45. Internationalen Museumstag beteiligen sich in Sachsen nach Angaben des Kulturministeriums fast 100 Museen. Ministerin Barbara Klepsch (CDU) wird zur Eröffnung in Oschatz erwartet.

© dpa-infocom, dpa:220512-99-257687/3

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: