Nürnberg (dpa) - Damit Barbies Haut nicht gelb und rissig wird: Forscher in Nürnberg haben den Alterungsprozess der Kultpuppe unter die Lupe genommen. Ziel war es, Empfehlungen für Museen zu entwickeln, die das Kunststoffspielzeug möglichst lange erhalten wollen.
„Die Barbie ist ein Kultobjekt und Spielzeugklassiker“, sagte Chemie-Professor Jens Pesch von der Technischen Hochschule Nürnberg. Und Museen hätten den gesellschaftlichen Auftrag, die populäre Puppe möglichst lange für die Nachwelt zu erhalten.
Zusammen mit zehn Studenten untersuchte Pesch eine alte Barbie von Ende der 1960er-Jahre und drei aktuelle Puppen. Sie zerlegten sie in ihre Einzelteile, bestrahlten sie mit Infrarot-Licht, zündeten Proben an und testeten das Plastik auf Löslichkeit.
„Eine Barbie besteht aus einer Vielzahl von Kunststoffen. Und jedes Material altert anders“, sagte Pesch zwei Jahre vor Barbies 60. Geburtstag. Daher müsse man die genaue Zusammensetzung kennen, um die Barbie möglichst gut konservieren zu können. In der Fachliteratur finde sich jedoch nur wenig zur Barbie-Komposition. Auch der Hersteller Mattel gebe kaum Informationen dazu heraus.
Für das Nürnberger Spielzeugmuseum seien die Erkenntnisse von großem Interesse, sagte Leiterin Karin Falkenberg. „Wir müssen uns jetzt damit auseinandersetzen.“ Denn bei manchen der rund 1800 Barbies des Hauses könne man schon leichte Alterserscheinungen erkennen. Und wenn bei Kunststoff der Alterungsprozess erst einmal eingesetzt habe, lasse er sich kaum noch stoppen, betonte die Chemikerin Elena Gómez Sánchez. Die älteste Barbie des Spielzeugmuseums ist aus dem Jahr 1962, der älteste Ken sogar noch ein Jahr älter.
Ganz alte Barbies hätten noch ein Metall-Skelett gehabt, sagte Chemie-Professor Pesch. „Davon kam man aber schnell wieder ab, weil der Kunststoff damit reagiert hat.“ Die Puppen bis zum Jahr 1985 bestünden überwiegend aus dem gängigen Kunststoff PVC. In den neuen Puppen sei dann eine Vielzahl von Kunststoffen verarbeitet.
Einige Konservierungsregeln gelten für alle Barbies - ob jung oder alt: Sie sollten möglichst sauerstoffarm, ohne UV-Licht und bei niedriger Temperatur gelagert werden. Bei älteren Modellen sei es zudem sinnvoll, wenn es nicht allzu viel Luftaustausch gebe, sagt Pesch. Denn dann entwichen die Weichmacher schneller, die den Kunststoff schützen: „Barbie sollte man in ihrem eigenen kleinen Dampf lassen.“
Ist die Plastik-Frau prinzipiell für die Ewigkeit gemacht? „Sie wird sicher noch ein paar Jahrzehnte halten“, sagt Pesch - wie lange genau, könne bisher jedoch niemand sagen.
Derzeit werden die in Seidenpapier eingewickelten Puppen im Nürnberger Depot bei etwa 18 Grad und möglichst dunkel gelagert. Trocken, staub- und lichtfrei sei daher auch jetzt schon kein Problem, sagte Falkenberg. Dass die Barbies möglichst wenig Luftaustausch ausgesetzt sein sollen, sei ein wichtiger Hinweis. „Das umzusetzen wird aber ein bisschen dauern.“