München:Gongschlag auf Gongschlag

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Das Internationale Gamelan-Musikfestival im Stadtmuseum

Von katharina rustler, München

Als der französische Komponist Claude Debussy 1889 bei der Pariser Weltausstellung das erste Mal mit den damals sehr exotischen Klängen der Gamelanmusik in Berührung kam, war diese Erfahrung nicht nur maßgeblich prägend für sein kompositorisches Schaffen, sondern beeinflusste auch seine Beziehung zur Musikwelt. Später schrieb er, dass europäische Stücke im Gegensatz zu jener traditionellen Musikform, ursprünglich auf den beiden indonesischen Inseln Bali und Java praktiziert, barbarisch wären.

Fernöstliche Begegnungen: Die Sammlung Musik im Stadtmuseum hat ein eigenes Gamelan. (Foto: Münchner Stadtmuseum)

Dass "Indonesia Bronze, Bamboo, Beats", ein internationales Gamelan-Musikfestival, genau in seinem 100. Todesjahr stattfindet, hätte ihn bestimmt gefreut. Denn inzwischen hat sich Gamelan in die Musikgeschichte eingeschrieben, wird weltweit gespielt und gelehrt.

Bestehend aus einzelnen Bronzegongs sowie Metallofonen mit Bronzeplatten wird das Gamelan, ähnlich wie ein Xylofon, mit Schlägern oder Hämmern gespielt, wobei man davor auf dem Boden sitzt. Dabei muss man sich vorstellen, dass es sich nicht um ein einzelnes Instrument handelt, sondern um mehrere Teile. Oft kommen noch Trommeln, Flöten oder auch Saiteninstrumente hinzu. Das Besondere an der eigentlich zu speziellen Anlässen gespielten Musikform ist, dass sie ähnlich einem Orchester nur im Ensemble gespielt werden kann.

Tänzerin und Choreografin Aafke de Jong führt auf dem Festival in die Welt des balinesischen Tanzes. (Foto: Fotini Potamia)

Zu Ehren dieser mittlerweile auch in Europa gelebten musikalischen Hochkultur veranstaltet das Münchner Stadtmuseum von 8. bis 17. Juni das Internationale Gamelan-Musikfestival. Dabei wird ein breites Programm geboten, dass sich dem Thema auf mehreren Ebenen nähert. Neben einer Ausstellung, die bereits seit Ende Mai 15 verschiedene Ensemble-Arten im Stadtmuseum zeigt, zahlreichen Open-Air-Konzerten mit mehr als 20 Gamelan-Gruppen und gut 300 Teilnehmern aus der ganzen Welt, Workshops und Filmen, die sich mit dem Musizieren balinesischer Gruppen sowie dem Instrumentenbau beschäftigen, wird es auch ein zweitägiges öffentliches Symposium (9. und 10. Juni) geben, bei dem bekannte Gamelan-Experten und Ethnomusikologen zusammentreffen. In mehreren Beiträgen wird hier die Beziehung in Hinblick auf die Gamelan-Musik zwischen westlichen und balinesischen sowie javanischen Musikgruppen beleuchtet.

Die Maske wird bei den traditionellen Topeng-Tänzen getragen. (Foto: Fotini Potamia)

Vor allem der Aspekt des aktiven Mitgestaltens von Musik, das bei Gamelan so zentral ist, inspirierte nicht nur Musiker und Komponisten, sondern trug auch zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Musikwissenschaft bei, die in den frühen Siebzigerjahren in den USA und später auch in Europa großes Interesse für diese Musikrichtung hervorriefen. Besonders an Schulen und Universitäten erfreut sich Gamelan großer Beliebtheit - einerseits das gemeinsame Musizieren und andererseits das Kennenlernen anderer Kulturen.

Erstaunlich ist, dass es bereits seit mehr als 30 Jahren eine Gamelan-Szene im Münchner Stadtmuseum gibt, denn 1986 wurde für die Sammlung Musik extra ein vollständiges Gamelan in Java angefertigt, nach München gebracht und hier aufgestellt. Auf diesen Weg lernten bisher mehr als 20 000 Menschen die indonesische Musikrichtung kennen. Debussy würde aus allen Wolken fallen.

Indonesia Bronze, Ba mboo, Beats - Int. Gamelan-Musikfestival, Freitag, 8., bis Sonntag, 17. Juni, Münchner Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1

© SZ vom 06.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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