Mauerfall II:Mehr als ein Tag im Kalender

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Der 9. November wird immer wieder gern als deutscher "Schicksalstag" eingestuft. Dabei gibt es Verbindungen und Zusammenhänge, wie Wolfgang Brenner, sowie Anke Hilbrenner und Charlotte Jahnz erklären.

Von Robert Probst

Der Bundestagspräsident hat sich für ein Experiment entschieden. Das Experiment geht gründlich schief. Philipp Jenninger (CDU) nimmt den 50. Jahrestag der Pogromnacht zum Anlass, sich in die Gedankenwelt der Mehrheit der Deutschen von damals hineinzuversetzen. Und so klingt es für viele, was er da monoton zitiert, als hätte er selbst Sympathien für die NS-Ideologie: "Und was die Juden anging: Hatten sie sich nicht in der Vergangenheit doch eine Rolle angemaßt - so hieß es damals -, die ihnen nicht zukam? Mußten sie nicht endlich einmal Einschränkungen in Kauf nehmen? Hatten sie es nicht vielleicht sogar verdient, in ihre Schranken gewiesen zu werden? (...) Und wenn es gar zu schlimm wurde, wie im November 1938, so konnte man sich mit den Worten eines Zeitgenossen ja immer noch sagen: 'Was geht es uns an? Seht weg, wenn euch graust. Es ist nicht unser Schicksal.'" Einen Tag später muss der Bundestagspräsident zurücktreten.

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