Maler Wolfgang Beltracchi:60 000 Euro für ein echtes Bild vom Großfälscher

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Mit eigener Signatur: Wolfgang Beltracchi bei seiner Vernissage. (Foto: Robert Haas)

Vier Jahre saß Wolfgang Beltracchi im Gefängnis. Nun lud der einstige Kunstfälscher zur ersten eigenen Vernissage. Fazit eines prominenten Gastes: "Er kopiert ja noch immer."

Von Philipp Crone, München

Ein Raunen geht durch die Galerie, als der Galerist Curtis Briggs zu den knapp achtzig Gästen sagt: "Wenn der Maler Linkshänder war, hat Beltracchi ihn auch mit links gemalt." In diesem Raunen liegt all das, was der 64-Jährige mit der wallenden grauen Mähne auslöst, wenn er sich und seine Werke präsentiert: ein wenig Überraschung, vor allem aber viel Bewunderung für den Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi, der gerade vier Jahre im Gefängnis saß. Auch am Dienstagabend bei seiner ersten Vernissage in Deutschland ist das nicht anders.

Beltracchi, das ist die Geschichte eines hochbegabten Mannes aus Höxter, der 36 Jahre lang berühmte Maler wie Matisse, Dürer oder Rembrandt nachgeahmt hat, deren Unterschriften fälschte, Millionen verdiente und 2010 aufflog.

An einem lauen Abend hat er nun nach München-Schwabing geladen, um eigene Arbeiten, mit W. Beltracchi gezeichnet, auszustellen. Werke, die zum Beispiel Titel tragen wie "Hommage an Dürer".

Er bleibt sich treu

Der Schauspieler Friedrich von Thun schlendert an den bis zu 60 000 Euro teuren Bildern entlang und sagt enttäuscht: "Er kopiert ja noch immer." Einen Wald im Stil von Max Ernst etwa. Beltracchi sieht das, wenig überraschend, anders. Er habe nie Kunstwerke kopiert, auch nicht gefälscht, "nur die Signatur". Heute könne er Handschriften kombinieren wie er wolle. Etwa die von Campendonk mit Kandinsky.

Einhundert Maler habe er imitiert, erzählt Beltracchi, noch immer seien etwa 250 seiner Bilder in Umlauf. Er versteht es allerdings nicht nur, sich den jeweiligen Malstil anzueignen, sondern ist auch Meister darin, ein Bild von sich selbst zu schaffen: das vom entspannten und begnadeten Maler, der irgendwie gar nicht so richtig etwas dafür gekonnt haben will, zum Großfälscher avanciert zu sein.

"Ich bin reingewachsen in diesen Job"

Beltracchi sagt: "Ich bin reingewachsen in diesen Job." Schon früh habe er erste Kopien für seinen Vater angefertigt, einen Kirchenmaler, "und irgendwann denkt man nicht mehr darüber nach". Das ist ordentlich Deckweiß auf die dunklen Stellen seines Lebensbildes.

Aber auch diese Nonchalance, mit der Wolfgang Beltracchi über seine Straftaten spricht, fasziniert die Gäste, neben seinem handwerklichen Können. Die Bilder verkaufen sich gut, schon am ersten Abend.

Kein Wunder, geht es doch auch immer um die Geschichte, die man zu einem Werk erzählen kann. In diesem Fall die eines Mannes, der in der Lage ist, sogar sein jahrzehntelanges skrupelloses Fälscherleben noch wie ein Kunstwerk wirken zu lassen.

© SZ vom 07.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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