Deutsches Theater Berlin:Die Rache der Frauen

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Waschen, pflügen, hacken: Jette Steckels glänzendes Frauenensemble bei der Verrichtung von Alltagsarbeiten in ihrer Inszenierung von Lucy Kirkwoods Stück "Das Himmelszelt". (Foto: Arno Declair)

Lucy Kirkwoods Stück "Das Himmelszelt" am Deutschen Theater Berlin ist ein Hybrid aus Gerichtsdrama und feministischem Manifest.

Von Peter Laudenbach

Was die herrschenden Verhältnisse betrifft, hat Sally Poppy, eine Anarchistin aus der Unterschicht, eine relativ klare Einstellung: Hass. Dass es auf dieser Welt und erst recht in der britischen Hardcore-Klassengesellschaft Arme und Reiche gibt, kann in ihren Augen nur daran liegen, dass die Reichen die Armen bestehlen. Sally will nur eines, Rache nehmen und "jedes Miststück töten, das mehr hat als ich". Ihr erstes Opfer ist ein kleines Mädchen, die Tochter einer reichen Familie, das Sally und ihr Liebhaber ermorden. Als Grund braucht sie dafür nicht viel mehr als das adrette weiße Kleid und den wertvollen Ring des Kindes: "Elf Jahre und einen Rubin am Finger!", schreit sie ihre Wut heraus. Dass sie in einer Welt der Männergewalt lebt, ist für Sally auch ohne Wokeness-Nachhilfe klar, schon weil der Upperclass-Daddy des ermordeten Mädchens die Dienstmädchen der Familie aus reiner Gewohnheit vergewaltigt. Eines dieser Dienstmädchen war Sallys Mutter, Sally und ihr Mordopfer haben den gleichen Vater. Falls jemand von Sallys Wut möglicherweise geschockt sein könnte, richtet sie sicherheitshalber eine ihrer Hassparolen an das kultivierte Publikum im Zuschauerraum: "Ihr Wichser!" Womit für sie alles Nötige gesagt, beziehungsweise gebrüllt sein dürfte.

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