Literaturnobelpreis für Bob Dylan:Bob Dylan - Songschreiber und Cover-Liebling

Lesezeit: 2 min

Bob Dylan studiert seine Noten, 1966. (Foto: SZ-Grafik; dpa; Collage Jessy Asmus)

Dylans Einfluss zeigt sich auch in Hunderten Cover-Versionen seiner Songs. Oder was glauben Sie, wer "The Mighty Quinn", "Blowin' in the Wind" oder "All Along the Watchtower" geschrieben hat?

Von Sabrina Ebitsch und Martina Schories

"It ain't me Babe", singt Bob Dylan schon 1964. Adressatin ist in erster Linie seine Exfreundin. In zweiter und wichtigerer aber: wir alle, seine Zuhörer und Fans. Es ist eine Absage an alle, die ihn vereinnahmen, etikettieren, auf ein Podest stellen wollen. Weil die meisten Etiketten eben schon bald nicht mehr stimmen, weil Dylan sich unablässig neu erfindet, und Konstanz vor allem in der Inkonsistenz beweist (mehr dazu hier).

Dylan ist aber nicht nur einer, der sich permanent häutet, sondern auch einer der gehäutet wird. Was sich in einer immensen Fülle an Cover-Songs fremder Künstler niederschlägt, von denen nicht wenige kommerziell erfolgreicher waren als das Dylan-Original. Die Lagerfeuer-Hymne "Blowin' in the Wind" begegnet vielen eben da zum ersten Mal, quasi als Volksweise. Und "The Mighty Quinn" beziehungsweise "Quinn the Eskimo" kennt man in der Regel von Manfred Mann's Earth Band, die den Song 1968 auch zuerst veröffentlicht und damit weltweit in den Top Ten landet. Dylan selbst bringt seinen eigenen Song erst zwei Jahre später heraus.

Eine Einbahnstraße ist das aber nicht: Auch Dylan hat, zumal im Zuge des ewigen Neuerfindens, zugegriffen und Songs anderer Künstler neu interpretiert. Wie die Grafik zeigt, vor allem in seinem Spätwerk und in den Jahren seines persönlichen Rückzugs aus der Öffentlichkeit Ende der Sechziger bis Mitte der Siebziger. Zusammen mit seiner alten Begleitband, die bald unter dem Namen The Band firmieren sollte, nahm er beispielsweise im Sommer 1967 Hunderte Songs im Keller eines Hauses in der Nähe von Woodstock auf. Diese "Basement Tapes" waren eine Spurensuche in der amerikanischen Kulturgeschichte, eine Suche, an deren Ende eben auch viele Cover-Versionen alter Traditionals standen. Dylan besann sich auf seine Wurzeln, nach den turbulenten Anfangsjahren seiner Karriere, die den Höhepunkt seines schöpferischen Outputs markieren.

Der Inhalt konnte nicht geladen werden.

Eine gewisse logische Parallele zeigt sich im Vergleich der beiden Diagramme oben und unten: Wo es große Ausschläge gibt, finden sich diese sowohl bei Dylans eigenem Schaffen als auch bei den Cover-Versionen seiner Songs. Sprich, Dylans Lieder wurden oft und unmittelbar, häufig noch im selben Jahr, von anderen Künstlern aufgegriffen. Die Grafik unten zeigt aber auch die enorme Popularität der Dylan-Songs unter Musikerkollegen: Pro Jahr wurden vielfach gleich mehrere Stücke neu aufgenommen, teils zehn und mehr verschiedene Songs.

Der Inhalt konnte nicht geladen werden.

Insgesamt sind, wie in der Grafik unten zu sehen, Hunderte Songs von Dylan gecovert worden, in allen denkbaren Interpretationen. Spitzenreiter, mit Abstand, ist das fast schon notorische "Blowin' in the Wind". "Mr. Tambourine Man" wird in der verschlankten, lichteren Version der Byrds ein Hit, den sogar Dylan selbst begeistert kommentiert: "Fantastisch, darauf kann man ja sogar tanzen!" Und danach noch fast drei Dutzend Mal gecovert. "All Along the Watchtower" verbinden die meisten Menschen mit Jimi Hendrix; aber auch The Grateful Dead, Van Morrison, Neil Young und U2 (um nur einige wenige zu nennen) haben sich daran versucht. Die Liste ist lang, auch weil viele Songs nur einmal gecovert wurden - scrollen lohnt sich, es finden sich auch am Ende noch einige sehr bekannte Stücke.

Der Inhalt konnte nicht geladen werden.

© SZ.de/sebi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: