Leipziger Buchmesse:Charmant und familiär

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Die Leipziger Buchmesse geht mit einem Besucherrekord zu Ende - und der Erkenntnis, dass die Leser offenbar noch immer das gedruckte Wort bevorzugen.

Erfolgreicher Abschluss der Leipziger Buchmesse: Die viertägige Frühjahrsschau der Bücher lockte 156.000 Interessierte an und damit 9000 mehr als im Vorjahr - ein neuer Besucherrekord.

"Wir sind mit dem Messeverlauf hochzufrieden", sagte der Geschäftsführer der Leipziger Messe, Martin Buhl-Wagner. In den Messehallen hatten rund 2000 Verlage aus 39 Ländern ihr Frühjahrsprogramm präsentiert. Dort und an 300 weiteren Orten in Leipzig stellten 1500 Autoren ihre neuen Werke vor. Rund um die Uhr drängten sich an den Ständen die Leser; jeder dritte Besucher hatte dabei eine Anreise von mehr als 200 Kilometern.

Die Verlage schauen nun optimistisch ins weitere Buchjahr 2010. "Das Interesse am gedruckten Buch ist ungebrochen groß", sagte Stefanie Hintze von Random House. Sie lobte die im Vergleich zur Frankfurter Buchmesse familiäre Atmosphäre. Birgit Hennig von Droemer Knaur betonte: "Frankfurt ist für unseren Verlag die wichtigere Messe, aber Leipzig hat den Charme, dass wir viel mit den Lesern zu tun haben."

Kein Sitzplatz unbesetzt

Der Chef vom Mitteldeutschen Verlag, Roman Pliske, freute sich, dass erstmals seit Jahren wieder Buchhandlungen auf die Messe kamen, um Bestellungen aufzugeben. Zudem reichten am Verlagsstand viele Autoren ihre Manuskipte ein. "Wir sehen mit Spannung auf dieses Jahr", sagte Pliske.

Während es auf der größten deutschen Buchmesse in Frankfurt am Main im Herbst vor allem um Geschäftsabschlüsse geht, ist die kleinere Schau an der Pleiße hauptsächlich ein Lese-Event. Die Leipziger, durch das ansässige Literaturinstitut - Deutschlands einzige Schriftstellerhochschule - und dutzende Verlage ohnehin das ganze Jahr über mit Lesungen verwöhnt, strömten fast rund um die Uhr zu den Autoren. Egal ob Nina Hagen, Günter Grass, Martin Walser oder unbekannte Jungliteraten aus ihren Werken lasen: Meist blieb kein Sitzplatz unbesetzt.

Dabei wurden manchmal Bücher vorstellt, die gar nicht neu sind; etwa die 2009 erschienene Biografie von Karel Gott. Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller, die im Gegensatz zu anderen Autoren nur eine Lesung gab, zog ihre Zuhörer im ausverkauften Centraltheater weit mehr in den Bann als am Abend zuvor Günter Grass im Alten Rathaus. Während dieser vor allem älteres Publikum anlockte, kamen zu Müller viele junge Leute.

Praktisch keine Rolle bei der Buchmesse spielte das E-Book. Während das erstmalige Angebot des Messebuchladens, sich dort elektronische Bücher zu kaufen, nahezu ignoriert wurde, drängelten sich die Besucher dort wie immer vor den Bücherregalen. Rabatte gab es in der Buchhandlung nicht. Verleger berichteten ebenfalls, dass bei ihnen das elektronische Buch noch keine bedeutende Rolle spiele. "Es gibt bei den Verlagen auch eine große Unsicherheit, wie sie mit dem Thema umgehen sollen", sagte Roman Pliske vom Mitteldeutschen Verlag. Dennoch wurden auf der Messe sogar schon E-Book-Ledereinbände präsentiert.

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