Kurzkritik:Wie gemalt

Die Orchesterakademie in der Alten Pinakothek

Von David Renke, München

Es war eine Premiere, dass die Orchesterakademie der Bayerischen Staatsoper zwischen den Monumentalwerken von Rembrandt und van Dyck spielte. In der Alten Pinakothek betraten die jungen Musiker für das erste Kammerkonzert der Saison gewissermaßen Neuland. Sonst unterstützen die Nachwuchsmusiker das Bayerische Staatsorchester bei Aufführungen im Orchestergraben des Nationaltheaters. Auch das Repertoire lag abseits des üblichen Kammermusikmainstreams, denn es ist gerade das Ziel der Reihe unter dem Titel "Unerhört", unbekanntere Werke und ungewohnte Besetzungen auf die Bühne zu bringen. Zum Programm gehörten daher Werke von Komponisten wie Eugène Bozza, André Lafosse oder Johan Halvorsen, die mit ihrer Klangwelt zwischen Spätromantik und Impressionismus schweben, aber auch György Ligetis markante "Sechs Bagatellen" für Bläserquintett waren Teil des Programms. Diese um das Kernmotiv kreisende Musik interpretierte das Quintett temperamentvoll. Die stockende, schroffe Bartok-Reminiszenz des fünften Satzes kontrastierte dabei scharf den vitalen Finalsatz, der in seiner energetisch-entfesselten Akkordrepetitionen Erinnerungen an das Finale von Ligetis "Concert Romanesc" hervorrief.

Im Anschluss spielten die Blechbläser Wiktor Ewalds erstes Blechbläserquintett - der Akustik entsprechend mit Bassposaune anstatt Tuba. Dadurch wirkten die vier Akademisten und Akademieleiter Frank Bloedhorn an der Trompete wärmer, der Klang runder. Dass Ewald, der auch Tuba spielte, zuerst Cellist war, merkt man seinem Werk durchaus an. Kleinteilige Läufe und klangschöne Melodien stehen noch klar in der Tradition des Streichquartetts. Die Mitglieder der Akademie leuchteten besonders im Adagio des zweiten Satzes die choralhaften Harmonien emotionsvoll aus. Am Ende konnte man sich kaum entscheiden, ob die Gemälde oder die Melodien schöner sind.

© SZ vom 22.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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