Kurzkritik:Setlist mit Bart

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Das texanische Trio "ZZ Top" in der Olympiahalle

Von Dirk Wagner, München

Die Geschichte hat einen Bart. Genau genommen sogar zwei. Denn die langen Bärte gehören schon seit dem Ende der Siebzigerjahre zum unverkennbaren Erkennungsbild der beiden Frontmänner von ZZ Top. Neben ihren markanten Hüten und Sonnenbrillen sowie ihren synchronen Tanzbewegungen, mit denen der Bassist Dusty Hill und der Gitarrist Billy Gibbons ihr Saitenspiel geradezu komödiantisch begleiten. Sehr viel konsequenter kann man die sonst bei Rockkonzerten üblichen Showeinlagen nicht karikieren.

Zusammen mit dem Schlagzeuger Frank Beard spielt das texanische Trio seit 1969 in derselben Besetzung. Entsprechend feiert es sein 50-jähriges Bestehen in der Münchner Olympiahalle mit einer Hit-Auswahl, die streng genommen schon frühere Konzerte seit mehr als zehn Jahren nahezu identisch erscheinen lässt. Somit hat auch ZZ Tops Setlist einen Bart. Doch anders, als in der Redewendung gemeint, steht der Bart bei ZZ Top nicht für Veralterung. Vielmehr gleicht er hier einem Qualitätssiegel, das die zuverlässig solide Musik des Trios auszeichnet. Tatsächlich wollen ZZ Top-Fans ja auch weniger überrascht als vielmehr bestätigt werden. Denn wie sollten die gewohnt lässigen Gitarreneinlagen von Billy Gibbons auch noch überraschen? Dass dem kaum einer das Wasser reichen kann, ist schließlich bekannt.

Trotzdem fasziniert es natürlich zu sehen, wie unglaublich lang Gibbons noch immer den Ton halten kann. Und wie beiläufig er etwa in "La Grange" den seit John Lee Hooker bekanntesten Gitarrenriff der Rockgeschichte intoniert. Eine Leinwand, auf der in anderen Konzerten dieser Größenordnung das Bühnengeschehen für die hinteren Zuschauerreihen projiziert wird, fehlt allerdings. Die hat es im Gründungsjahr auch nicht gebraucht. Außerdem sollen die Fans ja nicht gucken, sondern hören. Und tanzen natürlich. Etwa zum Elvis-Klassiker "Jailhouse Rock" in der Zugabe.

Auch, wenn man sich da vielleicht doch lieber ZZ Tops Version von "Viva Las Vegas" gewünscht hätte.

© SZ vom 03.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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