Kurzkritik:Schön schillernd

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Henschel-Quartett spielt Festkonzert zum Jubiläum

Von Klaus Kalchschmid, München

Einen wichtigen Geburtstag feiert man auf keinen Fall allein. Und so lud das Henschel-Quartett zum Festkonzert aus Anlass seines 25-jährigen Bühnenjubiläums das Delian Ensemble in die voll besetzte Allerheiligen Hofkirche ein, um mit ihnen Mendelssohns Oktett Es-Dur op. 20 zu spielen. Es schillert auf ihrer jüngsten CD mit dem Diogenes Quartett neben Schuberts Forellen-Quintett in den schönsten Farben. Als Partner am Flügel für das Klavierquintett von Johannes Brahms konnten sie den mit 26 Jahren zum Jubiläum perfekt passenden Amadeus Wiesensee gewinnen. Sogar ein klingendes Präsent gibt es: die Uraufführung des Stücks "Kaleidoskop" von Steffen Wick. Kleine tonale Schnipsel verschiedenster Bauart, von einzelnen Streichern mehrfach wiederholt, formieren sich zum Bild, werden kurz durchgeschüttelt und ergeben eine neue Konstellation mit ähnlichem Material.

Gründungsmitglied Markus Henschel war sechzehn Jahre lang dabei, jetzt sitzt er im Publikum und applaudiert begeistert. Ihn zu ersetzen war wohl nicht einfach, denn erst vor kurzem stieß Teresa la Cour als zweite Geigerin zum Quartett. Doch davon merkt man beim Brahms-Quintett kaum etwas, so verhalten und homogen der Beginn. Aber auch als später immer wieder die große, fast symphonische Geste nötig wird, gelingt das den Henschels in jeder Hinsicht souverän. Amadeus Wiesensee ist an einem oft im Hintergrund bleibenden Steingräber-Flügel keineswegs das fünfte Rad am Wagen, sondern gestaltet auf Augenhöhe mit.

Die Anforderungen des Mendelssohn-Oktetts sind andere: Acht Solisten musizieren da, sind aber zugleich ein hoch virtuoses Streichorchester. Es dauert etwas, bis sich ab dem Scherzo eine wuselige Elfen-Heiterkeit à la "Sommernachtstraum" einstellt. Mit dem Presto-Finale herrscht dann die perfekte Übereinstimmung. Und nie muss man fürchten, dass es den einen oder anderen in diesem rasanten, dichten Gewebe mal aus der Kurve trägt. Großer Beifall.

© SZ vom 28.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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