Kurzkritik:Rockhimmel

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Bryan Adams und seine Band geben in der Olympiahalle alles

Von DIRK WAGNER, München

"Scheint so, als sei die freie Welt nicht mehr gar so frei", kommentiert Bryan Adams in "Ultimate Love" das Weltgeschehen: Wo Bomben fallen, ist niemand Gewinner. Und dass Menschen auf der Straße leben müssen, weil sie die Miete nicht zahlen können, ist eine Schande. Mit diesem ersten Song des Abends fordert Adams, der für jedes verkaufte Ticket auf der Tour einen Baum auf der Welt pflanzen lassen will, sein Publikum in der Oympiahalle auf, zur Besserung beizutragen. Sodann bessert er über zwei Stunden lang mit einem Hitreigen, der auch die Songs vom neuen Album "Shine A Light" wie alte Bekannte begrüßt.

Wobei er das mit Ed Sheeran produzierte Titelstück so geschickt zwischen den Megahits "Run To You" und "Heaven" platziert, dass es allein schon von der Nachbarschaft getragen wird. Weil er aber unmöglich alle Lieblingslieder seiner Fans in ein Konzert packen könne, überlässt Adams gegen Ende der Rock'n'Roll-Party den Zuschauern die Songauswahl; "Gibt es irgendwelche Wünsche?" Scherzhaft ruft jemand "Highway To Hell", einen Hit der Band AC/DC, mit dem Adams, der auch schon Songs für Kiss geschrieben hat, nun wirklich nichts an der Mütze hat. Trotzdem fängt Adams auch diesen Einwurf auf und spielt "Highway To Hell". Die Band steigt ein und nähert sich Zeile für Zeile dem Original. Wobei auch hier Gitarrist Keith Scott die nötigen Akzente setzt. Überhaupt ist sein Anteil am Konzert so herausragend, dass man meinen könnte, Bryan Adams sei eine Band mit gleichnamigen Sänger.

Wenn Scott etwa auf der Stratocaster den Part der natürlich fehlenden Tina Turner im Adams-Turner-Duett "It's Only Love" übernimmt, überbietet er diesen sogar, indem er den Song in Tonlagen schraubt, die selbst die stimmgewaltige Tina nie erreicht hätte. Dass Bryan Adams trotzdem keine Band ist, belegt der Tierschützer und Veganer, wenn er die Zugabe schließlich selbstbewusst im Alleingang meistert - auf dem Highway in den Rockhimmel!

© SZ vom 13.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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