Kurzkritik:Liebestrank

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"L'elisir d'amore" bei den Opernfestspielen

Von Klaus Kalchschmid, München

Es gibt Opern, deren wiederholter Genuss glücklich und süchtig macht, werden sie denn mit exzellenten Sängern so aufgeführt. So zum Beispiel Gaetano Donizettis "L'elisir d'amore" am Nationaltheater, in der Regie von David Bösch, im früh-Fellini-haften Bühnenbild von Patrick Bannwart und in Kostümen von Falko Herold. Wie jede gute Komödie hat diese Coming-of-Age-Story einen ernsten Kern. Sie erzählt die Geschichte vom schüchternen Burschen Nemorino, den der plötzliche Glaube an seine Unwiderstehlichkeit so cool und selbstsicher macht, dass ihm die Angebetete verfällt, die ihn vorher noch schnöde abblitzen ließ. Nemorinos vermeintlicher Liebestrank besteht aus Rotwein, der enthaltene Alkohol, mag die Wirkung des Placebos verstärken.

Mit ein paar witzigen Volten gewürzt, wird daraus ein entzückendes Belcanto-Lustspiel prallvoll mit herrlich spritzigen Melodien. Wenn dann noch Pretty Yende als Adina und Pavol Breslik als Nemorino aufeinander treffen, ist das Vergnügen vollkommen. Bei beiden paart sich feine Spiellust und virtuoses, charismatisches Singen mit umwerfendem Charme. Die Sopranistin aus Südafrika verziert ihren betörenden Gesang mit locker hingeworfenen Spitzentönen, der Slowake verzückt mit immer noch jugendlichem, doch sanft virilem Tenor-Schmelz.

Joana Mallwitz, in Nürnberg höchst erfolgreich musikalische Chefin, überzeugt nun in München nach "Eugen Onegin" am Pult des bestens gelaunten Staatsorchesters mit einem "Liebestrank", der ein helles Rubinrot besitzt, fein moussiert und den Sängern pulsierendes Tempo vorlegt. Darunter sind Mattia Olivieri, der den Macho Belcore mit elegantem Kavaliersbariton und ebensolcher Erscheinung adelt, Selene Zanetti als naive Giannetta und der immer wieder umwerfend komische Ambrogio Maestri. Er gibt den liebenswerten Quacksalber Dulcamara, der mit seinem futuristischen Gefährt - eine riesige Seemine auf Heu-Wende-Gabeln - ebenso beeindruckt wie mit seinem orgelndem Bass und der Versicherung, sein Liebestrank wäre ein Allheil-Wundermittel. Heftige Ovationen für alle!

© SZ vom 30.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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