Stolz kann man nur auf Sachen sein, für die man was dafür kann, sagt der Liedermacher Werner Schmidbauer im ausverkauften Tollwoodzelt. Irgendwo hineingeboren zu sein, gehört nicht dazu, entgegnet er dem chauvinistischen Nationalstolz einiger Regierungen. Auf seine Konzertreihe "Aufgspuit", die er mit dem Multiinstrumentalisten und Klangmagier Martin Kälberer auch auf dem Tollwood etabliert hat, darf Schmidbauer indes stolz sein.
Zum elften Mal begrüßen die beiden in dieser Reihe auf dem Tollwood einen Gastmusiker, mit dem sie eigene Lieder und die des Gastes neu einkleiden. Dieses Mal ist es der Trompeter, Sänger und Gitarrist Stefan Dettl, der als Kopf der La Brass Banda auch internationale Erfolge feiert. Dass der Gast auch noch zwei weitere Musiker der Brass Banda mit zur Party bringt, ist eine Bereicherung des Abends, wirkt zunächst aber ein wenig misstrauisch. Als hätte Dettl befürchtet, dass seine Songs neugewandet ohne Tuba nicht voll zur Geltung kämen. Tatsächlich darf man den Tubisten Stefan Huber dafür feiern, dass er den Songs von Dettl und Schmidbauer mit seinem Bass den nötigen Wumms verleiht. Oft ist er der Motor der Musik, in der Dettl, Schmidbauer und Kälberer ebenso amüsiert wie amüsierend durch Berglandschaften und Gefühlswelten kurven. Und stets kann Kälberer mit seinen zum Teil exotischen Instrumenten besonders schöne Plätze zum Verweilen ausmachen. Wie Sonnenstrahlen durch das Geäst eines Waldes funkeln, fließt Dettls Trompetenspiel in die musikalisch ausgemalte Landschaft.
Dass Schmidbauer oft dem Gast die Führung lässt, entspricht zum einen der Neugier des passionierten Wanderers. Zum anderen unterstreicht das auch sein Verständnis von einer Gesellschaft, in der im Übrigen alle ein Recht auf Zukunft haben, wie Schmidbauer mit Blick auf flüchtende Menschen betont.