Kurzkritik:Lachen in der Nacht

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Caitlin van der Maas untersucht Paare im HochX

Von Egbert Tholl, München

An einem Lichtmasten vor dem HochX hängen Zettel, wie sie an vielen Orten in der Stadt hängen. Ein junges Paar - Anfang 30 und angeblich schon nicht mehr partytauglich - sucht eine Wohnung, eine Duplexgarage ist zu vermieten und: Es wurde ein Ehering gefunden. Er wurde im Theater abgegeben. Drinnen im Theater geht es lustigerweise um Menschen, die einen Ehering tragen oder auch nicht, aber auf jeden Fall um Paare, um "Szenen einer Ehe", inspiriert vom Film von Ingmar Bergman, aber, und das ist viel wichtiger, erfunden, recherchiert und erdacht von Caitlin van der Maas.

"Mitten in der Nacht" heißt das Projekt, für das die erfinderische Theatermacherin Jugendliche der neunten Klasse der Ludwig Thoma Realschule in die Fußgängerzone geschickt hat, um dort vorbeilaufende Menschen zu interviewen. Das Ergebnis reichert van der Maas an mit einer Musik-, Sound- und Videocollage, dazu erfindet sie Spielszenen und baut das alles zu einem federleichten, witzigen Gebilde zusammen, das sehr schön anzuhören und anzusehen ist. Man denkt sich, ungefähr so muss es sein, wenn Jugendliche sich diese seltsamen Menschen, die sich erwachsen nennen, und ihr Paarverhalten betrachten, im Fernsehen, im Kino und zu Hause, dort halt, wo sich die zu ihnen gehörenden Erwachsenen in Paarfunktion befinden.

Die werden dargestellt von Angelika Krautzberger und Christoph Theussl, von Jara Bihler und Paul Welle, also einem, ähm, jungen und einem noch jüngeren Paar, die von fast allem erzählen, was das Paarleben ausmacht. Also Heiratsantrag und Heirat oder nicht, lieber liebende oder radikale Freiheit, zwei Mal die Woche Sex, Missionarsstellung, Tristesse, oder Flausen und Freude. "Für dich, immer für dich", grässlich gesungen, aber das macht nichts, das muss hinausgeschrieen werden, "Lohengrin", Hochzeitsmarsch. Klar, was Neues gibt es nicht zu berichten, aber oft wird man unweigerlich animiert, auch über sich selbst zu lächeln. Und für die Jugend ist es super.

© SZ vom 28.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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