Piet Klocke denkt zu schnell für diese Welt. Während der Mund noch einen Gedanken formuliert, assoziiert sich das Hirn bereits von einem Schwerpunkt zum nächsten. Von Stockhausens Weihnachtsplatte zu Affirmationen, Depressionen, erfolglosen Menschen als Scheiterhaufen, Alexa, Megafon, Waterloo, Straßenfest, Datenschutz, hin zu einem Blues über den Schiss im Vogelschutzgebiet, das Verhältnis von Ohrenhaaren und Intelligenz und die Notwendigkeit von "Mike" Davis, seine Trompete nur noch herzeigen zu müssen, anstatt sie zu spielen.
Es ist ein Wort-Flow-Programm voll wunderbarer Sentenzen wie: "Meerschweinchen vermissen wie blöd die Brandung"; "man muss Kybernetiker werden, um Humanist bleiben zu können"; "ist Denken zeitgenössische Musik?" oder "auch der Jazz ist aus Musik entstanden". Überhaupt Jazz. Er ist für den Sprachkünstler Klocke eine weitere Folie, neben der Deutschen Bahn oder dem "fötalen Taucherlehrling" im Mutterbauch als Urquappe menschlicher Wahrnehmung, an der er seine dadaesken Collagen entwickelt, zum Teil vorbereitet, zum Teil improvisiert denkend. Als bekennender Elliptiker pflegt er bei "EBE-Jazz" im Alten Speicher die Kunst der Unvollendung, mit der Sprache und auch mit einem Sample-Pad, das es ihm ermöglicht, Sound- und Beat-Fetzen zu Song-Anmutungen zu verquirlen.
Das ist ein immenser Spaß für Schnellhörer, dem Klocke gnädigerweise ein Moment des Verweilens hinzufügt. Denn er tritt gemeinsam mit der Saxofonistin Nicole Johänntgen auf die Bühne, die mehrere Passagen des Abends wieder in einen musikalischen Kontext holt. Das ist eine weise Wahl. Sie entschärft den Eindruck des semantischen Sperrfeuers im Melodischen und Kommunikativen gemeinsamer Gestaltung. Sie überführt den reichlich über den Jazz ausgegossenen Spott auf die Ebene des Humors. Denn am Ende geht es eben doch um musikalische Kraft, die dem gedanklichen Stress des Verbalen zur Seite steht.