Kurzkritik:Israel im Klang

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Omer Meir Wellber und die Philharmoniker im Gasteig

Von Andreas Pernpeintner, München

Vor den Orchesterliedern "Alone, I return from The Night" des israelischen Komponisten Ayal Adler gibt es beim Konzert der Philharmoniker im Gasteig eine Umbaupause. Haydns Symphonie "La Passione" haben sie zuvor im Stehen gespielt; so entstand ansprechende Agilität. Der Vortrag war lebendig, die Gestik des Dirigenten Omer Meir Wellber war es auch. Nun schnappt er sich, während die Stühle aufgebaut werden, ein Mikrofon und erläutert, was einen bei der folgenden Uraufführung erwarten wird (die drei Lieder, in ihrer orchestrierten Neufassung ein Auftragswerk der Philharmoniker, sind ihm gewidmet): Israel sei ein Land der konkreten Erfahrungen. Das Positive sei dort sehr konkret zu erleben, die negativen Dinge auch. Die Musik, die nun folge, sei aber alles andere als konkret, sie sei atmosphärisch, man möge sie aufs Gemüt wirken lassen.

Mit dem atmosphärischen Charakter hat er Recht. Er entsteht durch Adlers farbige Instrumentationskunst und den klaren, eleganten Gesang der Sopranistin Hila Baggio, die die Texte des Dichters David Vogel schön einfängt. Natürlich enthalten die oft clusterartigen Klänge harmonische Schärfe, doch ist der vorherrschende Eindruck der von gläserner Transparenz - auch dadurch hervorgerufen, dass gleich zu Beginn das Glockenspiel so deutlich hervortritt. Doch unkonkret, wie von Wellber angekündigt, ist die Musik keineswegs - erst recht nicht, sobald das dritte Lied begonnen hat. "At The Gate of Darkness" lautet sein Titel, und die eruptive Düsternis, die Adler dafür komponiert hat, ist prägnant.

Nach der Pause wird das Tor zur Dunkelheit mit Haydns "Nelson-Messe" verschlossen. Getragen wird diese Darbietung vom vorzüglichen Philharmonischen Chor. Doch auch das Solistenquartett, allen voran Sopranistin Camilla Tilling (besonders schön: ihr Et incarnatus est), singt nicht minder gut. Wellber bringt zudem hübsch frische Tempovorstellungen ein. So glänzt die Musik wunderbar.

© SZ vom 23.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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