Kurzkritik:Bilder im Ohr

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Der österreichische Pianist David Helbock in der Unterfahrt

Von Oliver Hochkeppel, München

Angehende Musiker sind ein bisschen wie Kampfsportler. Zunächst saugen sie die Errungenschaften der Vorgänger und Meister auf, dann suchen sie auf dieser Basis ihren eigenen Stil. Haben sie den gefunden (was nicht jedem gegeben ist), sind sie bereit dafür, den Kanon ihrer Kunst in neuem Licht erscheinen zu lassen. Gewissermaßen einen der höchsten Dan-Grade dieses Prozesses hat der Vorarlberger Pianist David Helbock erreicht, wie man nun in der Unterfahrt erleben konnte.

Nach einem klassischen Studium und Jazz-Unterricht erarbeitete sich Helbock zwischen 2006 und 2016 vor allem mit seinem Trio Random/Control einen Platz in der Jazz-Szene, mit spezifisch humorvollen, auf ganz eigene Art Komposition und Improvisation verbindenden Kompositionen. Dann war es Zeit für eine "Tour d'Horizon", wie er seine zuletzt erschienene Trio-Hommage an Pianisten von Brubeck bis Zawinul nannte; und jetzt widmet er sich solo einer Komponisten-Persönlichkeit, die dem Musiker wie dem Cineasten David Helbock immer viel bedeutet hat: dem Filmkomponisten John Williams.

Kein ungefährliches Unterfangen, ist Williams doch zum einen Sinfoniker und Großmeister der Orchestrierung, dessen Melodien zum anderen schon extrem stark mit Bildern verbunden sind. Doch David Helbock meisterte die Aufgabe, indem er für jede Vorlage, ob "E. T.", "Star Wars" oder "Schindlers Liste" zielsicher die passende, mal rhythmische, mal harmonische und mal mit dem Tempo arbeitende Stellschraube fand, um den Ohrwürmern neue Assoziationen zu entlocken. Nicht zuletzt, indem er so gekonnt wie kaum ein anderer nicht nur mit den Tasten, sondern auch direkt mit den Saiten des Flügels spielt und das Instrument so tatsächlich zum Orchester werden lässt. Was, in der Zugabe bei "Raiders Of The Lost Ark" bombastisch kulminierend, einen ebenso anspruchsvollen wie äußerst unterhaltsamen Abend ergab.

© SZ vom 26.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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