Kunstwelt:Bernhard Spies geht ans Haus der Kunst

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Der Ex-Chef der Bundeskunsthalle in Bonn wird Kaufmännischer Direktor. Spies ist ein erfahrener Krisenmanager, der in München dem künstlerischen Leiter Okwui Enwezor gleichgestellt wird.

Von Susanne Hermanski

Bernhard Spies wird der neue Kaufmännische Direktor des Hauses der Kunst in München. In dieser Position wird er dem Künstlerischen Direktor des Hauses Okwui Enwezor gleichgestellt sein. Das haben Bayerns Kultusministerium und der Aufsichtsrat des Hauses der Kunst im vergangenen Herbst beschlossen, nachdem eine Abfolge von Missständen zutage getreten war. Die reichten von der vermuteten Unterwanderung durch Scientology über finanzielle Unregelmäßigkeiten bis hin zu Fällen von sexueller Belästigung, die vonseiten der Geschäftsführung kaum verfolgt worden waren. 2017 trennte man sich in einem zähen Prozess erst vom langjährigen Personalverwalter und zum Jahreswechsel auch noch vom Kaufmännischen Leiter des Hauses. Letzterer, Marco Graf von Matuschka, war Mitglied der Geschäftsführung, aber in seiner Position Okwui Enwezor unterstellt.

Auf den neuen Direktor warten einige Altlasten

Bernhard Spies, der am 1. April in München anfangen wird, ist in der Museumsszene bekannt. Er hat bis vor wenigen Wochen den Posten des Kaufmännischen Geschäftsführers bei der Bundeskunsthalle in Bonn bekleidet und wurde dort erst zum Jahresende in den Ruhestand verabschiedet. Spies, der 67 Jahre alt ist, verfügt über große Erfahrung mit prekären Museumsfinanzen. Der gebürtige Bremer war 2007 an die Bundeskunsthalle geholt worden, weil dort eine ähnlich schwierige Situation wie nun in München herrschte. Die Kunsthalle war 2007 mit 1,7 Millionen Euro verschuldet, der Bundesrechnungshof musste finanzielle Unregelmäßigkeiten prüfen. Zudem führte man in der Folge einen vier Jahre währenden Arbeitsrechtsprozess gegen den damaligen Intendanten des Hauses Wenzel Jacob. Jacob waren massive Fehler in der Verwendung von Bundesmitteln, Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung von Dienstreisen und Täuschung der Aufsichtsgremien vorgeworfen worden. Am Ende des Verfahrens kam es zu einem Vergleich. Aus Münchner Sicht ist ebenfalls interessant: Jacobs Interimsnachfolger wurde damals Christoph Vitali, der davor auch schon das Haus der Kunst geleitet hatte. Und: Vitali beschäftigte in seiner Münchner Zeit bereits jenen Personalverwalter, dessentwegen der Bayerische Verfassungsschutz das Haus der Kunst im Frühjahr 2017 auf Unterwanderung durch Scientology prüfte.

Bernhard Spies wird nun aber nicht nur mit Altlasten in finanzieller und personalpolitischer Hinsicht fertig werden müssen. Das Haus der Kunst muss auch, was seine äußere Hülle anbelangt, dringend erneuert werden. Der Architekt David Chipperfield ist mit der Renovierung beauftragt. Doch die politische Opposition und so manches Landtagsmitglied aus den eigenen Reihen der CSU sind von dem Konzept nicht überzeugt, das Enwezor und Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle dafür bislang vorgestellt haben. Doch auch in dem Punkt erwartet Spaenle sich effektive Unterstützung durch Spies: "Er hat auch mit großen Bauvorhaben Erfahrung", sagt Spaenle, der dem Aufsichtsrat des Hauses der Kunst vorsitzt. Spies hat vor seiner Bonner Zeit unter anderem die Internationale Gartenschau in Rostock samt Kongresszenturm geplant. Spies ist zudem bislang CDU-Vorsitzender in Bad Honnef - und aktiver Karnevalist.

© SZ vom 03.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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