Fünf Künstlerkollektive sind für den Turner Prize nominiert, er gilt als die wichtigste internationale Auszeichnung für zeitgenössische Kunst. Damit setzt die Londoner Tate Gallery ein Zeichen: Zwar wurden in der Vergangenheit neben Künstlern häufig auch schon Gruppen wie Forensic Architecture oder Assemble nominiert, in diesem Jahr wählte man aber Gruppen aus, die "eng und kontinuierlich mit Communities in ganz Großbritannien zusammenarbeiten, um sozialen Wandel durch Kunst zu inspirieren", wie es in der Begründung heißt.
Vorgeschlagen wurden das Array Collective aus Belfast, dessen Mitglieder sich unter anderem gegen die Diskriminierung der Queer-Community und für die Entkriminalisierung von Abtreibung einsetzen. Die in Cardiff arbeitende Gruppe Gentle/Radical engagiert sich für Kunst als Werkzeug für sozialen Wandel. Art Works aus Hastings setzt sich für autistische Menschen ein. Zwei Kollektive stammen aus London: Die Arbeit des Black Obsidian Sound System (B.O.S.S.) zielt auf die Kultur der afrikanischen Diaspora. Die Installationen von Cooking Sections thematisieren mit Kunst und Architektur Ökologie und Geopolitik.
Schon 2019 hatten die nominierten Künstler die Konkurrenz unterlaufen, indem sie sich vor der Preisverleihung zu einer Gruppe zusammengeschlossen hatten. Im zurückliegenden Corona-Jahr wurden statt der Preisgelder zehn Stipendien vergeben. Das sind Strategien, die in eine Zeit passen, in der - vor allem in der zeitgenössischen Kunst - nicht länger das Einzelgenie gefeiert wird, sondern es um Fragen der Identität oder politische Anliegen geht. Der Preis ist mit umgerechnet 46 000 Euro dotiert und nach dem britischen Maler William Turner benannt. Bevor der Sieger am 1. Dezember bekannt gegeben wird, stellen die Nominierten gemeinsam ab 29. September im Herbert Art Gallery and Museum in Coventry aus.