Museumsöffnungen:Bayern hinkt hinterher

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Auch der Kulturbetrieb plant die vorsichtige Rückkehr zur Normalität. Am Montag öffnen die ersten Museen wieder für den Publikumsverkehr.

Von Agnes Striegan

Forderungen, die Kultur nicht zu vergessen, scheinen gewirkt zu haben: Ab Montag öffnen in Deutschland die ersten Museen wieder. In manchen Bundesländern. Vorsichtig.

Die Gedenkstätte im ehemaligen Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen oder das Mauer-Panorama am Checkpoint Charlie machen übermorgen den Anfang, die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen folgt am Dienstag. Dort sind die Ausstellungen "Pablo Picasso. Kriegsjahre 1939 bis 1945" im K20 und "I'm not a nice girl!" im K21 verlängert worden; auch die Ausstellung "Charlotte Posenenske. Work in Progress" soll umgesetzt werden. Veranstaltungen und Führungen wird es nicht geben, dafür aber digitale Angebote. Und, wie überall, gelten die Abstands- und Hygieneregelungen.

Das Museum Barberini in Potsdam wird am Mittwoch wieder für Besucher öffnen. Privaten Einrichtungen wie diesem Museum waren während der Schließung die Einnahmen und finanziellen Grundlagen weggebrochen. Die Direktorin Ortrud Westheider freut sich, das Museum endlich wieder zugänglich machen zu dürfen, mitsamt verlängerter Monet-Retrospektive: "Damit können wir der Begeisterung für Monets Malerei Zeit und Raum geben."

Es gebe, so Philipp Demandt, eine große Solidarität der Museen untereinander

Obwohl Berlin und Brandenburg der Öffnung der Museen ab Montag zugestimmt haben, warten die Staatlichen Museen zu Berlin noch mit der Wiedereröffnung. Das Deutschen Historische Museum in Berlin will den Pei-Bau am 11. Mai für den Publikumsverkehr öffnen und in einem ersten Schritt die Ausstellung "Hannah Arendt und das 20. Jahrhundert" zeigen.

In anderen Bundesländern ist man unsicher, wann Museumsbesuche wieder möglich sein werden. Der Direktor der Hamburger Kunsthalle, Professor Alexander Klar, geht davon aus, kommende Woche wieder aufsperren zu dürfen. Zeigen will er alles, was auch vor der Schließung schon zu sehen war: unter anderem eine Ausstellungen zu Malerei aus dem 18. Jahrhundert mit Gemälden und Grafiken von Goya, Jean-Honoré Fragonard und Giovanni Battista Tiepolo und zeitgenössische Werke in einer Ausstellung über die Erfahrungen von Verlust, Trauer, Wandel.

Die Schirn Kunsthalle, das Städel Museums und die Liebieghaus Skulpturensammlung in Frankfurt am Main sind ebenfalls vorbereitet und hoffen auf das Startsignal. Die großen Sonderausstellungen - "Fantastische Frauen", die Präsentation "En Passant" über den "Impressionismus in Skulptur" sowie die "Bunten Götter" - können vermutlich verlängert werden. "Die Signale sind durchweg positiv. In dieser Krise gibt es eine große Solidarität und Kollegialität der Museen untereinander", sagt der Direktor Philipp Demandt.

Dem Kunstmuseum Stuttgart geht es wie den Frankfurter Museen: Man steht in den Startlöchern, hat sich an Corona-Bedingungen angepasst und wartet nur auf das "Go". Geplant ist die Verlängerung der Ausstellungen "Vertigo. Op Art und eine Geschichte des Schwindels 1520-1970" und "Der Traum vom Museum 'schwäbischer' Kunst. Das Kunstmuseum Stuttgart im Nationalsozialismus."

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, unter deren Dach sich 15 Museen befinden, wollen sich erst am Montag zum Wiedereinstieg in den Museumsbetrieb äußern, ebenso das Hygiene-Museum. Auch auf Nachrichten aus dem Kölner Museum Ludwig wartet man noch.

Zusperren sei leichter als aufsperren, sagt das Münchner Kulturreferat

In Bayern wurden die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus erst einmal bis 10. Mai verlängert, mit einigen neu geschaffenen Ausnahmen, etwa für Gottesdienste oder Läden, aber bislang nicht für Museen.

"Bayern hinkt wie immer hinterher", sagt die Direktorin des Neuen Museums Nürnberg, Eva Kraus. Einen Fahrplan für die Wiedereröffnung hat sie aber schon. Zuerst wird die Ausstellung "Mixed Zone" gezeigt, dann eine interdisziplinäre Ausstellung zum Utopischen und eine zum Einfluss des Kontextes auf das Werk des Architekten Volker Staab, der auch das Hauptgebäude des Neuen Museums entworfen hat. Und schließlich präsentiert die Ausstellung "Stadtmacherei" Nürnbergs Kreative.

Aus dem Münchner Kulturreferat heißt es derweil: Die Pinakotheken, das Lenbachhaus, das Museum Brandhorst, die Sammlung Schack, die Villa Stuck und alle staatlichen Galerien bleiben vorerst geschlossen. Informationen, wann und wie es weitergehen kann, erhofft man sich für nächste Woche.

Die Ausstellung "She wants to go to her bedroom but she can't be bothered", eine Retrospektive der neuseeländischen Schmuckkünstlerin Lisa Walker, hatte die Villa Stuck im März noch mit Publikum eröffnen können. Nun, sagt Direktor Michael Buhrs, liege sie "im Dornröschenschlaf und wartet darauf, wachgeküsst zu werden." Dazu werden die Ausstellungen "Margret Eicher. Lob der Malkunst" und "Beate Passow. Monkey Business" eingerichtet, die in zwei Wochen eröffnen sollten. Beim "Awareness Muscle Training Center" von Thierry Geoffroy haben Buhrs und Geoffrey beschlossen, den aktuellen Ausnahmezustand einfach in die Ausstellung einzubeziehen: "Normalerweise geht man in einer Gruppe zum Laufen und diskutiert dabei bestimmte Themen. Die letzten beiden Läufe haben wir über Instagram Live durchgeführt, Thierry in Kopenhagen, ich in München." Und dabei haben sie diskutiert: Was ist jetzt der wichtigste Notfall? Können wir während einer Pandemie kritisch sein? Die Läufe kann man auf der Homepage der Villa Stuck abrufen.

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Mit zehn Millionen Euro sollen die Einrichtungen Schutzmaßnahmen für ihre Besucher leichter umsetzen können.

Zusperren sei leichter als aufsperren, sagt das Münchner Kulturreferat. Leihgaben müssten neu organisiert werden, Formate angepasst, Mitarbeiterinnen aus der Kurzarbeit oder dem Einsatz anderswo in der Stadt zurückgeholt. Hinter den Kulissen passiert dennoch viel; es wird an digitalen Angeboten gearbeitet - bis es wieder richtig losgehen kann.

© SZ vom 02.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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