Kunst in Iran:Der Schatz aus Teheran kommt nach Berlin

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Van Gogh, Picasso, Warhol: Teherans Museum für moderne Kunst besitzt viele bedeutende Meisterwerke. Lange waren sie im Keller verborgen - damit ist nun Schluss.

Von Stefan Braun

Außen ein Hauch von Köln, innen eine Ahnung von New York: Das Teheraner Museum für zeitgenössische Kunst ist ein sehr besonderer Ort in der iranischen Hauptstadt. Die Dachkonstruktion erinnert ans Museum Ludwig am Rhein; der spiralförmige Rundgang an das noch berühmtere Guggenheim-Museum in Manhattan. Dazu schenkt der halb-verwilderte Garten viel Ruhe in einer von Smog und Verkehrschaos beherrschten Metropole. Und dann ist da noch diese Sammlung westlicher Kunst, auf die viele Museen der Welt stolz wären.

Von Vincent van Gogh über Pablo Picasso und Jackson Pollock bis zu Andy Warhol, dazu Skulpturen von Alberto Giacometti, die im Garten warten - Freunden der Kunst ginge das Herz auf, könnten sie das alles aus der Nähe betrachten.

Das freilich ist über Jahrzehnte fast unmöglich gewesen. Die Werke schlummerten seit dem Sturz des Schahs 1979 in den Katakomben. Kritiker sagen, sie seien dort begraben. Ausstellungen außerhalb des Landes hat es in dieser Zeit nicht gegeben. Selbst die Iraner mussten viele Jahre warten, um wieder wenigstens einige Exponate betrachten zu dürfen.

Neue Chancen für die Kunst

Doch nun, nach fast vierzig Jahren Mullah-Herrschaft, soll alles anders werden. Seit dem Wochenende steht fest, dass die Öffnung des Landes auch der Kunst neue Chancen bringt. Wer Bilder dieser Sammlung sehen will, muss dafür bald nicht mehr nach Teheran reisen; ein Trip nach Berlin wird schon reichen. Von Dezember an wird die Neue Nationalgalerie drei Monate lang Werke der Sammlung ausstellen. Das Atomabkommen, 2015 geschlossen, hat den Weg frei gemacht für solche Kooperationen.

Ohne den Nukleardeal mit dem iranischen Regime wäre das nicht möglich gewesen. Doch weil viele Iraner den Kontakt nach Deutschland suchen, und viele Deutsche ihre Neugier auf das Land stillen möchten, gelang es im Schatten zweier Teheran-Besuche des deutschen Außenministers Frank-Walter Steinmeier, die Ausstellung an die Spree zu holen. Die Kulturstaatsministerin, das Auswärtige Amt und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz - alle warfen Geld und Argumente zusammen, um die internationale Konkurrenz auszustechen. Die nämlich war groß; auch Rom, London und Houston hatten sich für die erste Ausstellung beworben.

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Atompolitik, Außenpolitik, Kulturpolitik - in diesem Fall ist vieles ineinandergeflossen. Am Wochenende ist der Vertrag unterzeichnet worden. Und so reisen Werke einer Sammlung nach Berlin, die auf die persische Kaiserin Farah Diba zurückgeht. Die Frau des letzten Schahs Reza Pahlavi hatte Mitte der Siebzigerjahre den Anstoß für das Museum gegeben und danach viel Geld für sehr viele Ölbilder, Zeichnungen, Collagen und Plastiken ausgegeben. Der Wert aller Picassos, Warhols, Pollocks dürfte Hunderte Millionen Euro betragen.

Auch Werke iranischer Künstler werden in Berlin gezeigt

Nach dem Sturz des Schahs gab es Geld und Platz nur noch für iranische Künstler. Zum Vertrag gehört deshalb, dass in Berlin 30 Klassiker der westlichen Moderne und ebenso viele Werke iranischer Künstler ausgestellt werden. Den Organisatoren in Teheran und Berlin dürfte das zupass kommen . Eine Ausstellung der kompletten Sammlung hätte die Kosten für die Versicherung in exorbitante Höhen steigen lassen.

© SZ vom 13.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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