Kunst:Gerhard Richter: Viel heutige Auktionskunst ist «Müll»

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Basel (dpa) - Der teuerste lebende Maler Deutschlands hält nach eigenem Bekunden den größten Teil der heutigen Auktionskunst für mies und überteuert.

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Basel (dpa) - Der teuerste lebende Maler Deutschlands hält nach eigenem Bekunden den größten Teil der heutigen Auktionskunst für mies und überteuert.

Es fehle weithin an echten Kriterien für die Beurteilung des Wertes von Kunstwerken, beklagte der 82-jährige Gerhard Richter am Freitag bei einer internationalen Pressekonferenz in Riehen bei Basel.

Im dortigen Kunstmuseum Fondation Beyeler öffnet an diesem Sonntag mit 100 Werken die umfassendste Ausstellung seiner Werke, die es je in der Schweiz gab.

„Wenn Sie die Auktionskataloge sehen, da wird ja 70 Prozent Müll für teures Geld verkauft“, sagte der Maler, Bildhauer und Fotograf vor Reportern. Er fügte hinzu: „Die Kriterienlosigkeit, die ist schon das Härteste dabei.“

Dass für seine eigenen Werke Millionensummen bezahlt werde, empfinde er zwar als angenehm, denn es zeige, dass er geschätzt werde. Zugleich bezeichnete er es aber auch als „unerträglich und pervers, dass es solche Unsummen sind“.

Im Mai 2013 hatte Richter mit „Domplatz, Mailand“ bei Sotheby's mit 37 Millionen Dollar den bis dahin höchsten Preis für das Werk eines lebenden Künstlers erzielt. Im selben Jahr wurde er vom US-Künstler Jeff Koons überholt, dessen Skulptur „Balloon Dog“ mehr als 58 Millionen Dollar brachte.

Auf die Frage, ob er das Gefühl habe, dass seine Kunst verstanden wird, sagte Richter: „Manchmal ja. Sonst hätte ich ja nicht so viel Erfolg. Also irgendwas wird ja schon ab und zu verstanden.“ Richter kündigte an, sich stärker „mit neuen Herausforderungen“ beschäftigen zu wollen. „Jetzt kommt keine Ausstellung mehr“, sagte er - allerdings augenzwinkernd. Einzelheiten wollte der Künstler nicht nennen.

Anfang der Woche hatte das Kunstmuseum Basel bekanntgegeben, dass es im Rahmen einer „epochalen Erwerbung“ Richters aus vier großen Ölgemälden bestehende Werkgruppe „Verkündung nach Tizian“ von 1973 gekauft hat. Die Gemälde, die nun auch in der Werkschau der Fondation Beyeler zu sehen sind, befanden sich seit 1977 in einer Zürcher Privatsammlung. Der Preis wurde nicht bekanntgegeben, Experten gehen laut Schweizer Medien von einem zweistelligen Millionenbetrag aus.

Der Direktor der Fondation Beyeler, Sam Keller, würdigte Richter als den bedeutendsten Künstler unserer Zeit. „Ein Ehrenplatz im Olymp der Kunstgeschichte ist ihm schon lange sicher“, sagte Keller. Er habe schließlich „mehr Bilder geschaffen, die als Meisterwerke gelten, als jeder andere lebende Künstler“.

Ausstellungs-Kurator Hans Ulrich Obrist, Kodirektor der Londoner Serpentine Gallery, erinnerte an Richters seit Jahrzehnten sehr innige Beziehung zur Schweiz. Mehrfach habe er sich in den Alpen inspirieren lassen. Davon zeugten auch einige der jetzt gezeigten Werke, darunter die Berglandschaft „Davos“ von 1981.

Auch deshalb sei es höchste Zeit für eine umfassende Werkschau des Meisters gewesen. Die Ausstellung stelle erstmals Richters Serien, Zyklen und gestalteten Räume in den Vordergrund und verdeutliche sein Interesse an Architektur und verschiedenen Präsentationsformen für die Kunst.

Die Schau in der Fondation Beyeler läuft vom 18. Mai bis 7. September.

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