Im letzten Juli verließ die Berliner Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy den Expertenbeirat des Humboldt-Forums mit einem Paukenschlag. "Das Humboldt-Forum ist wie Tschernobyl", sagte sie im Interview mit der SZ und kritisierte das Desinteresse der Verantwortlichen an der Aufarbeitung der kolonialen Herkunft der Objekte.
Sie hat damit eine lange überfällige Debatte losgetreten, doch passiert ist wenig. Dann kam Emmanuel Macron. Mit seiner Ankündigung, aus Afrika geraubte Kunst in französischen Museen zurückzugeben, ließ er die Deutschen beschämt zurück. Noch mehr schmerzte es diese, als er erklärte, wen er für die konkrete Planung der Rückgaben gewonnen hatte: Neben dem senegalesischen Ökonomen und Schriftsteller Felwine Sarr war es keine andere als Bénédicte Savoy. Seitdem pendeln die beiden unermüdlich zwischen Afrika und Paris.
Doch so leicht will man sich Savoy in Berlin nicht ausspannen lassen. Kulturstaatsministerin Monika Grütters lässt keine Gelegenheit aus, ihre Nähe zu Savoy zu unterstreichen. So zuletzt in einem großen Interview , das die Zeit mit ihr und Hermann Parzinger von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz geführt hat: "Zum Glück berät Bénédicte Savoy auch mich und nicht nur den französischen Präsidenten", sagt sie dort.
In derselben Ausgabe schreibt die Zeit, sie habe erfahren, dass Savoy vorgesehen sei für eine vom Auswärtigen Amt vorgeschlagene, neu zu schaffende Aufgabe im Humboldt-Forum: Nämlich die, bei der "internationalen Dialogplattform für globale kulturelle Ideen" (Koalitionsvertrag) für internationale Dialoge und globale Ideen zu sorgen. Schließlich wird sich das Leitungspersonal im Humboldt-Forum schwer damit tun. Es handelt sich - mit Ausnahme des Niederländers Paul Spies - ausschließlich um weiße deutsche Männer.
Nur: Savoy weiß davon nichts. "Ich erfahre es aus der Zeitung und bin auch nicht gefragt worden", erklärt sie gegenüber der SZ. Auch beim Auswärtigen Amt und beim BKM ist von dieser angeblichen Entscheidung nichts bekannt. Und was ihre Rolle als "Beraterin" von Grütters angeht: Die sei ganz "informell", berichtigt der Sprecher des Bundeskulturministeriums. Grütters und Savoy kennten sich eben schon lange.