Kulturförderung:Geld und Aufmerksamkeit

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Verband für Popkultur in Bayern fordert mehr Unterstützung

Von Michael Zirnstein, München

Was kann es Angenehmeres für einen Kunstminister geben, als an der Verleihung der Bayerischen Popkulturpreise im BR-Funkhaus teilzunehmen? So hatte es sich Bernd Sibler vorgestellt, der nicht nur im Rock zu Hause ist (zwischen "Highway To Hell" und "Sweet Home Alabama"), sondern jüngst auch von Kollegen anderer Bundesländer beneidet wurde, weil man in Bayern "schon so viel erreicht" habe. Mit Musik könne man "eine Gaudi haben" und "Harmonie finden". Aber in seiner Rede zeigte sich Sibler davon irritiert, dass man "bisher nur über Geld geredet" habe.

Das war an Gastgeber Bernd Schweinar gerichtet. Der "Bayerische Rockintendant" und Geschäftsführer des Verbandes für Pop-Kultur in Bayern hatte dem Minister gleich bei der Begrüßung mitgeteilt, dass es "gar nicht gut läuft", und ihm ein umfassendes Konzept zur Pop-Förderung angekündigt: Das werde nicht nur eine Bestandsaufnahme, was der Verband schon alles schaffe, sondern vor allem eine Forderung nach mehr Pop-Förderung im Doppelhaushalt 2021. Man brauche eine gute Million Euro, um zu tun, was nötig ist: von einer mobilen Beratung für Musikbühnen bis hin zur Festival-Unterstützung. Mit mehr Geld könne man auch die Pop-Preise aufstocken. Die vier Geehrten (von 60 Nominierten) seien nur "die Spitze einer Szene, die mehr Aufmerksamkeit verdient".

Die jeweils 2000 Euro Preisgeld werden dringend benötigt. Auch von den Veranstaltern von "Concert In The Dark", den Gewinnern des Inklusionspreises, die auf Licht- und Bühnenshow verzichten, und ihre Gäste Musik in kompletter Dunkelheit besonders intensiv erleben lassen. Man benötige allein Unmengen an Molton und Klebeband, um den Raum vollständig abzudunkeln. Der Aufwand lohnt sich: Junge Bands können zeigen, dass sie ihre Instrumente blind beherrschen, und die meist sehenden Gäste kommen mit ihren sehbehinderten Führern in Kontakt.

"Der Preis hat uns Flügel verliehen", sagte David Lodhi stellvertretend für das Team von "Nürnberg Pop", den Ausgezeichneten in der Festivalsparte. Man fühle sich bestätigt, auch im kommenden Jahr eine Veranstaltung mit anspruchsvoller Pop-musik in der Nürnberger Szene zu stemmen. Als "Club des Jahres" wurde das "Beavers" in Miltenberg ausgezeichnet, dass es momentan real gar nicht gibt, weil es seinen Raum verloren hat. Dank der Baugenehmigung ist aber wohl bald wieder Platz für Konzerte von Schlager bis Rock und die Musikmemorabilia-Sammlung von Betreiber Christoph Reichel. Den Nachhaltigkeits-Preis bekam das Kulturgewächshaus Birkenried - das blühende Lebenswerk von Bernhard Eber im Dillinger Hinterland. Nur mit Idealismus lassen sich 70 Konzerte im Jahr, ein Afrika-Festival mit 5000 Gästen und die Flamenco-Kurse dort nicht stemmen, auch Geld ist nötig. "Man hat einfach bessere Laune, wenn das Dach dicht ist", so Eber.

© SZ vom 22.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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