Katastrophen:Kulturinstitutionen rüsten sich gegen Notfälle

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Thomas Brakmann vom Landesarchiv Osnabrück wickelt einen Aktenordner in Schutzfolie ein. (Foto: Elmar Stephan/dpa)

Auch Archive, Bibliotheken und Museen können von Naturkatastrophen getroffen werden. Um sich auf Unglücke wie etwa Überschwemmungen vorzubereiten, schließen sie sich in einigen Regionen in sogenannten Notfallverbünden zusammen.

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Osnabrück (dpa/lni) - Mit einer neu angeschafften Ausrüstung wappnen sich zehn Kultureinrichtungen der Stadt Osnabrück gegen die Folgen von Natur- oder Brandkatastrophen. Für rund 23.000 Euro wurden für den Notfallverbund Osnabrück sieben Notfallcontainer angeschafft, womit die Feuerwehr zügig Gerät und Material für Bergung und Erstversorgung von Kulturgut zu den Einrichtungen bringen kann, sagte am Donnerstag Osnabrücks Erster Stadtrat Wolfgang Beckermann.

Zu einem großen Teil mitfinanziert wurde die Anschaffung von der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes (KEK), der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie der Kulturstiftung der Länder.

Ein Notfallverbund ist ein Zusammenschluss mehrerer Museen, Archiven und Bibliotheken auf lokaler oder regionaler Ebene. Das Ziel ist es unter anderem, sich gemeinsam vorsorglich auf einen Notfall vorzubereiten und Erfahrungen auszutauschen. Dazu gehört auch die Kooperation mit den Gefahrenabwehrbehörden vor Ort - in diesem Fall mit der Feuerwehr Osnabrück.

Beschafft wurden von dem Geld unter anderem Transportboxen, aber auch Planen, verschließbare Tüten, Kabeltrommeln, Strahler, Zelte und aufklappbare Pavillons. Ziel sei es, zum Beispiel nach einem Hochwasser schnell wertvolle Archivmaterialien oder andere Kulturgüter zu bergen, sagte Ulrike Haug, Restauratorin bei der Stadt- und Kreisarchäologie im Osnabrücker Land.

Die Gefahr von Starkregenereignissen und damit Überschwemmungen nehme zu, sagte Beckermann. Aber auch angesichts einer drohenden Gasmangellage oder des Kriegs in der Ukraine müssten sich Kultureinrichtungen verstärkt Gedanken machen, wie sie mit Notfallsituationen umgehen sollten.

„Auch bei der Ahrtal-Katastrophe vor zwei Jahren ist sehr viel Kulturgut zerstört worden“, sagte Thomas Brakmann vom Landesarchiv Osnabrück. Archiv- und Schriftgut könne nass werden, aber wenn man schnell reagiere und die Dokumente schnell einfriere, lägen die Kosten für eine Restaurierung bei 800 bis 900 Euro für Schriftgut pro Meter. Wenn man aber lange warte, würden sich die Kosten für die Restaurierung nochmals um 2000 Euro pro Meter erhöhen. „Ich glaube, dass uns die Beschaffung der Notfallausrüstung uns auf lange Sicht sehr viel Geld sparen kann“, sagte er.

Im nächsten Jahr soll bei einer Großübung die Bergung von Dokumenten in Osnabrück geübt werden. Derzeit gibt es in Niedersachsen in Osnabrück, Hannover und Aurich jeweils einen Notfallverbund. In der Planung seien zwei weitere Notfallverbünde in Südniedersachsen und in Oldenburg, sagte Brakmann.

© dpa-infocom, dpa:230713-99-391317/3

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