Komödie im Bayerischen Hof:Anbandeln mit Hund

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Eine Altersromanze mit ungewissem Ausgang: Christian Wolff und Gila von Weitershausen in "Noch einmal verliebt"

Von Barbara Hordych

Man sucht nach dem Glück - und dann kommt einem immer irgendwie das Leben dazwischen." Das sagt Ralph (Christian Wolff) zu seiner neuen Bekannten Carol (Gila von Weitershausen). Prophetische Worte, wie sich im Verlauf von Joe di Pietros Altersromanze "Noch einmal verliebt" in der Komödie im Bayerischen Hof erweisen soll, in der die über 70 Jahre alten Darsteller alle Gefühlsaggregate von vorsichtiger Annäherung über frische Verliebtheit, Irritationen und Missverständnisse durchlaufen. Vordergründig als Komödie angelegt, ist das Stück tatsächlich eher eine Reflexion über unerfüllte Träume, Einsamkeit, Zweisamkeit und den mangelnden Mut für einen Aufbruch zu einem neuen Miteinander.

Komplettiert wird das trefflich agierende Darstellerduo - Gila von Weitershausen feiert mit der Vorstellung am 21. März ihren 75. Geburtstag - durch Cordula Trantow als Ralphs Schwester Rosa, die Hunden und Damenbekanntschaften gleichermaßen argwöhnisch gegenüber steht. Sie vereitelte seinerzeit Ralphs Berufswunsch, Opernsänger zu werden, indem sie ihm den einen entscheidenden Anruf nicht ausrichtete, nachdem er mit einer Arie aus "Don Pasquale" in der Metropolitan Opera vorgesungen hatte.

Schön, dass diese und später auch andere Donizetti- und Verdi-Arien nicht vom Band kommen, sondern live vorgetragen werden. Diesen Part gestaltet in seinem ersten professionellen Engagement überzeugend der junge Münchner Bariton Niklas Clarin, Jahrgang 1994 und Enkel des Schauspielers und "Pumuckl"-Sprechers Hans Clarin. Er kommt in den Szenenübergängen als junges Alter Ego von Ralph auf die Bühne, verkörpert seine Erinnerung, hält aber auch die Projektion dessen, was aus ihm hätte werden können, präsent. Kaum vorstellbar, dass es auch Inszenierungen gibt, in denen der Part des Sängers gestrichen ist, "das kam für mich aber keinesfalls in Frage", sagte der Wiener Regisseur Peter M. Preissler bei der Premiere.

Als Zuschauer ahnt man Rosas Anteil an diesem vereitelten Traum, wenn man Trantow ängstlich und herrisch zugleich um ihren Bruder herumstreichen sieht. Und vielleicht hat es auch Ralph selbst immer schon geahnt, jedenfalls nimmt er es erstaunlich klaglos hin, als er von der Intrige erfährt. Ein Engagement als Anfänger hätte er doch ablehnen müssen, erklärt er Carol altersmilde. Der Verdienst hätte nicht gereicht, um seine Frau Anna und die Kinder zu ernähren. Nur ist Anna jetzt halt schon seit 22 Jahren tot, und Ralph sitzt alleine auf der Bank am Hundespielplatz. Allerdings ohne Hund, wohlgemerkt. Dafür hat er Carol genau im Blick, die attraktive Dame, die hier regelmäßig mit ihrem Chihuahua-Mischling Tarzan vorbeischaut. Um ihre Bekanntschaft zu machen, greift Ralph zu einer Notlüge: Er behauptet, von der Parkbank aus das vermeintliche Treiben seines Hundes zu beobachten.

Forsch beginnt er mit der eher zögerlichen Carol zu flirten, will wissen, ob sie ihn nicht auch noch für einen "steilen Zahn" halte. Später aber wird es der von Wolff schön großmäulig-charmant verkörperte Ralph sein, der zaudert. Zu einem Zeitpunkt, als die mittlerweile überzeugte Carol tatkräftig geworden ist und Flüge für einen Besuch in der Mailänder Scala gebucht hat.

Ein äußerst kurzweilig anzuschauendes Tauziehen zwischen einem prächtig aufspielenden Duo, in das sich abermals Trantows Rosa einklinkt: Sie weiß etwas, was die Pläne ihres Bruders für immer durchkreuzen soll. Tatsächlich ist es dann ausgerechnet Ralph, der so vehement dafür eintrat, nichts von der verbleibenden Zeit herzuschenken, der genau dies tut. So kommt es nach einer sensibel inszenierten und in allen Schattierungen plausibel gespielten Annäherung zu einem eher melancholischen Schluss, der ganz unkomödienhaft einen Neuanfang fraglich erscheinen lässt.

Noch einmal verliebt ; bis 7. April, Komödie im Bayerischen Hof, Promenadeplatz 2-6

© SZ vom 19.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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