Klassik:Karajans Bruckner

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(Foto: N/A)

Von Helmut Mauró

Rechtzeitig vor seinem 30. Todestag am 16. Juli wird der Dirigent Herbert von Karajan in zwei CD-Editionen ausgiebig gewürdigt. Zum einen sind es die Sinfonien Tschaikowskys, zum anderen das nicht minder großsymphonische Lebenswerk Anton Bruckners, der nicht nur in den legendären Aufnahmen von Günter Wand, Sergiu Celibidache und anderen weiterlebt, sondern auch im glanzvollen Nachlass Herbert von Karajans. Ganz im Sinne des technik-begeisterten Meisters präsentiert die Deutsche Grammophon Bruckner Symphonien in "höchstmöglicher Audio-Qualität", wobei - hier staunt der Laie - die Aufnahmen in 16 bit/44.1 kHz in 24 bit/192 kHz hochgesampelt wurden. Zusätzlich gibt es eine Bonus-CD in "High-Fidelity Pure Audio Blue-ray". Aber was hat das alles mit Musik zu tun? Gar nicht so wenig. Denn es ging schon Karajan nicht nur darum, den neuesten Stand der Aufnahme- und Wiedergabetechnik zu zelebrieren. Es ist auch ein verzweifeltes Bemühen um die Fixierung der an den Augenblick gebundenen Kunstform der Musik und die ethisch-pragmatische Konsequenz, soviel wie möglich davon zu bewahren.

Die Technik spielt dabei nicht die erste Rolle, schon eher die Tatsache, dass er mit den Berliner Philharmonikern eines der weltbesten Orchester zur Verfügung hatte. Fairerweise muss man sagen, dass der technikskeptische Sergiu Celibidache mit den Münchner Philharmonikern in Sachen Bruckner-Aufnahmen nicht nachsteht. Dennoch geht es nicht nur dem Dirigenten so, dass er das Optimum an Klangqualität erreichen will, sondern natürlich auch dem Hörer. Denn, zumindest bei Bruckner, verbindet Musiker und Hörer eine bestimmte musikalische Ästhetik, nämlich die der Klangrede, in der es um die Ausformung und Veränderung des Klanges als begriffsfernen Erzählmodus geht, und nicht etwa um klingende Strukturen, die sinnhafte Begrifflichkeit ersetzen sollen. Und auch wenn Bruckner kein Klang-Genie war wie Wagner, den er in dieser Hinsicht zu recht vergötterte, so hat er doch beeindruckende Tongebirge errichtet, die Karajan hier noch einmal wirkmächtig abschreitet.

© SZ vom 06.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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