Kino:Noch nie gab es so viele weibliche Hauptrollen wie 2016

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Eine der großen Frauenrollen 2016: Amy Adams in "Arrival". (Foto: AP)

Doch das größere Problem liegt in Hollywood hinter der Kamera.

Und es bewegt sich ja doch etwas: Hollywood, ewig traditionsbewusst und zwanghaft nostalgisch, marschiert in die Zukunft. Zumindest ein bisschen. Denn nie zuvor gab es so viele weibliche Protagonisten in den erfolgreichsten Filmen wie im vergangenen Jahr. Eine Untersuchung des Center for the Study of Women in Television and Film besagt, dass 29 Prozent der 100 erfolgreichsten Filme des Jahres von weiblichen Hauptrollen angeführt wurden. Ein neuer Rekord. Außerdem beinhalteten 37 Prozent der Top-100-Filme größere und wichtige weibliche Rollen. Noch ein Rekord. Und ein Beleg dafür, dass das Argument, Frauen ließen sich an den Kinokassen nicht verkaufen, Unsinn ist.

"Wir sehen, dass weibliche Charaktere, wenn sie gut gemacht sind, ein großer Kassenerfolg sein können", sagt Martha Lauzen, Autorin der Studie. Und 2016 war ein Jahr starker weiblicher Charaktere: Amy Adams als Sprachwissenschaftlerin und Alien-Botschafterin in "Arrival", Felicity Jones im Star-Wars-Spin-Off "Rogue One", Kate McKinnon, Kristen Wiig und Melissa McCarthy in "Ghostbusters". Allein "Rogue One" spielte weltweit mehr als eine Milliarde US-Dollar ein. Auch eine Belohnung für den Mut, in der jüngsten Inkarnation des erfolgreichen Franchises auf moderne Geschlechterrollen und weibliche Helden zu setzen. Eben auf Felicity Jones und Daisy Ridley. Letztere wird zu Weihnachten 2017 ihre Rolle als Rey in "Star Wars: Die letzten Jedi" wieder aufnehmen.

Ein Problem besteht in Hollywood aber weiterhin: Hinter den Kameras stehen zu wenige Frauen. "Es ist möglich, dass die Studios mit weiblichen Protagonisten über das größere Problem hinwegtäuschen möchten, dass es kaum Regisseurinnen und Autorinnen gibt", sagt Lauzen. Und in der Tat: Der jährliche "Celluloid Ceiling"-Report zeigt, dass 2016 Frauen nur 17 Prozent aller Regisseure, Autoren, Produzenten, Cutter und Kamerleute bei den 250 erfolgreichsten Filmen ausmachten. Weniger als im Vorjahr. Und genauso viele wie einst im Jahr 1998.

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