Neu in Kino & Streaming:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

Lesezeit: 4 min

Geheimer Aktionismus aus purer Notwehr: Elizabeth Banks als Joy in "Call Jane". (Foto: Wilson Webb/DCM)

Der kleine Nick darf als Animationsfigur seine beiden Schöpfer treffen, das ist sehr toll - und drei junge Österreicherinnen starten gefährliche Rollenspiele mit Kopftüchern.

Von den SZ-Kritikern

Call Jane

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Susan Vahabzadeh: Joy (Elizabeth Banks) führt ein Leben wie in einem Sechzigerjahre-Hochglanz-Magazin, mit Teenie-Tochter, Gatten und Vorstadthaus in Chicago. Ein Idyll, das zerbrechen könnte, als sie wieder schwanger wird, laut ihren Ärzten drohen tödliche Komplikationen, und ein Abbruch mit Sondergenehmigung wird ihr verweigert. Doch dann sieht sie einen Aushang und findet ein Netzwerk von Frauen, die einander helfen. Virginia (Sigourney Weaver), die diese Guerilla-Frauengruppe am Laufen hält, rekrutiert auch Joy, der es bald nicht mehr nur ums eigene Überleben geht, sondern um Rechte. Phyllis Nagys Film ist ein spannender Blick zurück und, was die USA betrifft, gleichermaßen nach vorn.

Cloudy Mountain

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Doris Kuhn: Ein großartiges Katastrophenspektakel brettert durch eine schroffe Gebirgslandschaft, auf der Erdoberfläche so irrwitzig wie in allerlei Höhlen unten drunter. Der Boden reißt auf, die Berge zerbröseln, ein alter und ein junger Ingenieur müssen eine ganze Stadt vor der Vernichtung retten. Der Actionknaller von Jun Lee kommt aus China, sieht aus wie Hollywood, ist nur unverblümter im Patriotismus. Dafür setzt er mehr auf Melodram als auf Zynismus, das fügt der Aufregung Momente von argem Herzeleid bei - oder von unfreiwilliger Komik.

Eine Frau

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Philipp Stadelmaier: In ihrer berührenden, subtilen Dokumentation zeichnet Jeanine Meerapfel das Leben ihrer französischen Mutter nach: Aufgewachsen als Waisenkind in der Bourgogne heiratet sie einen deutschen Juden und emigriert mit ihm nach Argentinien - wo es bergabgeht. Die Klarheit in der Erzählstimme der Filmemacherin, der Jazz von Floros Floridis und die suchenden Bilder verdichten sich zum Ordnungsversuch chaotischer Familienerinnerungen, die untrennbar verwoben sind mit den Wirren des 20. Jahrhunderts.

SZ PlusWeihnachten
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Die Zeit der Bücher, Filme und Musik bricht an. Ein paar Geschenk-Empfehlungen aus der Redaktion.

Der kleine Nick erzählt vom Glück

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Fritz Göttler: Der Titel passt hundertprozentig, dieser Film ist das reine Glück ... Eine Freundschaftsgeschichte aus den Sechzigern, zwischen René Goscinny und Jean-Jacques Sempé, die gemeinsam den kleinen Nicolas, bei uns: Nick, geschaffen haben, den Pariser Bengel in seiner behüteten bürgerlichen Kindheit. Es gibt also ein bisschen Trotz, Turbulenzen in der Schule, die ersten Mädchen, Kino (auch: Truffauts "400 Coups"), ein Feriencamp am Meer. Vor allem aber gibt es die beiden Freunde, in ihren Arbeitszimmern und in den Cafés, ihre Kindheit, ihre Sehnsüchte, ihre Einsamkeit - auch der Schrecken der Nazi-Okkupation gehört dazu, der die Bilder blutrot färbt. Amandine Fredon und Benjamin Massoubre haben das zauberhaft diskret erzählt, sie halten den Film in der Sempé-typischen heiteren Schwebe, und der kleine Nicolas sitzt - so wie Tinker Bell oder der Pumuckl - seinen Schöpfern fröhlich auf der Schulter oder auf der Schreibmaschine.

Medusa

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Fritz Göttler: Eine Gesellschaft des totalen Purismus, das Brasilien des (inzwischen abgewählten) Präsidenten Bolsonaro. Die Frauen sollen im Gesicht schön und (kosmetisch) makellos sein und im Innern moralisch absolut rein. Religion und Models. Mit weißen Masken jagen sie nachts in einem Vigilanten-Trupp auf den Straßen die Schlampen und Fremdgeherinnen. Auf der Tempelbühne liefern sie eine Performance als die Treasures of the Lord. Anita Rocha da Silveira spielt die Satire furios aus gegen das Melodram. Mit reinigendem Feuer hat man auch einem Filmstar das Gesicht zerstört, der lasziven Melissa. Die junge Mariana, selber Opfer einer männlichen nächtlichen Attacke, begibt sich auf die Suche nach ihr, in einer Klinik, wo die Patienten in totaler Apathie vor sich hin vegetieren.

Mehr denn je

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Philipp Stadelmaier: Vicky Krieps brilliert als junge, sterbenskranke Frau, die sich aus Bordeaux nach Norwegen zurückzieht; ihr Mann (der im Januar tödlich verunglückte Gaspard Ulliel in seiner letzten Rolle, ebenfalls hervorragend) reist ihr hinterher. Emily Atefs Melodram strahlt eine seltsame Ruhe aus, als sei alles Pathetische aus ihm herausgeschnitten worden. Übrig bleibt ein Film über das Sterben als Zwischenreich zwischen Leben und Tod, zu dem die Gesunden keinen Zugang mehr haben.

Sonne

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Martina Knoben: Die Freundinnen Yesmin, Nati und Bella spielen "Losing My Religion" von REM, tanzen und singen dazu, gehüllt in die Hidschabs von Yesmins gläubiger Mutter. Sie filmen sich dabei, in sexy Posten, und stellen ihr Handyvideo online - es wird ein Hit. Und löst eine Kopftuchdebatte aus, die brandaktuell ist. Jeder hat zu dem Video und dem Stück Stoff auf dem Kopf der Mädchen eine Meinung: Ist das eine mutige Provokation? Oder wird der muslimische Glaube mit Füßen getreten? Die irakisch-österreichische Regisseurin Kurdwin Ayub greift die Tiktok-Ästhetik der Handyvideos auf, erzählt ganz frisch und mitreißend von einer Identitätssuche zwischen den Kulturen. Das Kopftuch wird Teil eines Rollenspiels, das eine nicht ungefährliche Dynamik entwickelt.

Die stillen Trabanten

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Annett Scheffel: Thomas Stuber hat ein Gespür für die Träume der "einfachen" Leute - der Malocher, Imbissbesitzer, Reinigungskräfte und Nachtschichtarbeiter. Zum dritten Mal hat der Leipziger Regisseur Erzählungen des Schriftstellers Clemens Meyer verfilmt. In einem leisen Episodendrama mit ausgezeichnetem Ensemble (Nastassja Kinski, Albrecht Schuch, Martina Gedeck) verwebt er mehrere zufällige Begegnungen am Rand der Städte. Wie bei Stubers und Meyers "In den Gängen" spielt wieder die Nacht die Hauptrolle. In ihr wandeln die hart arbeitenden Menschen als zarte, einsame, vom Leben verwundete Wesen umher. Manchmal nähern sie sich an. Ein kurzes Leuchten in der Dunkelheit.

Violent Night

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Es gibt die gute und die schlechte Banalität, die tief menschliche und die schlicht dumme. Dieser Weihnachtsfilm von Tommy Wirkola verbindet beide. Hier treffen rohe, "Game of Thrones" -artige Gewaltszenen, sinnloses Geballer und strategische Kriminalität à la James Bond auf Liebe, Hoffnung und Vergebung. Wohlwollend könnte man sagen, das ist eine Leistung für sich. Denn was auf den ersten Blick wie ein wildes Potpourri an Kassenschlagern der letzten Jahre wirkt, erfüllt am Ende vielleicht alles, was ein Weihnachtsfilm zu leisten hat: Egal ob Actionfanatiker, Kitschliebende oder Kinder, er bringt alle und alles zusammen.

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:Ein erträumtes Leben

Faktenbasierte Erfindungen: In Frances O'Connors Kinofilm "Emily" vermischen sich ganz großartig die wahre Geschichte der Brontë-Schwestern, der Roman "Sturmhöhe" und einiges an Fantasie.

Von Susan Vahabzadeh

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