Die Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen und welche nicht

Keira Knightley spielt eine etwas zu willenlose Ehefrau in einer romantisierten Nachkriegszeit. Überraschend nostalgisch ist auch der Dokumentarfilm "Bouncer".

Von den SZ-Kinokritikern

After Passion

1 / 11
(Foto: dpa)

Regisseurin Jenny Gage schuf mit der Verfilmung des weltweiten Bestsellerromans "After Passion" eine Mischung aus Erotikfilm und klassischem Coming of Age Film. Tessa Young ist diszipliniert und ehrgeizig. Doch in ihrem ersten Collegejahr trifft sie auf den klassischen Bad Boy Hardin, der sie alles hinterfragen lässt. Die klischeebeladenen Charaktere und deren voraussehbaren Entwicklungen sperren Dynamik und Spannung. Die Naivität von Tessa ist wohl nur für Teenager zu ertragen.

Alfons Zitterbacke - Das Chaos ist zurück

2 / 11
(Foto: dpa)

Alfons Zitterbacke (Tilman Döbler) will unbedingt Astronaut werden. Allerdings ist der Elfjährige ein Pechvogel. Bei einem Flugobjekte-Wettbewerb hat er jedoch die Chance, es allen zu zeigen. 1966 hatte die DDR-Kinderbuchfigur schon einmal einen Kinoauftritt, Mark Schlichter verfrachtet Alfons nun in die Gegenwart. Das Ergebnis, stellenweise etwas altmodisch, ist insgesamt nicht nur für junge Zuschauer eine unterhaltsame Angelegenheit.

Der Funktionär

3 / 11
(Foto: Salzgeber & Co. Medien GmbH)

Dass Klaus Gysi (1912 - 1999) ein prominenter DDR-Politiker war, wissen heute wohl nicht mehr allzu viele Menschen - vor allem, wenn sie nach 1990 geboren wurden. Doch nun hat Andreas Goldstein, der Halbbruder von Gregor Gysi, einen essayistischen Dokumentarfilm über seinen Vater gemacht. Allerdings ist "Der Funktionär" weit mehr als nur die Annäherung eines Sohnes. Denn die Erinnerung an den Mitläufer-Vater nimmt Goldstein auch zum Anlass, seinen ganz eigenen Blick auf die DDR zu werfen. Durch diese Montage aus persönlichen Fotografien und Archivmaterial gelingt es dem Filmemacher, eine Verbindung zwischen dem Privaten und dem Politischen herzustellen und damit sehr gegenwärtige Fragen aufzuwerfen: "Wer warst Du eigentlich, hast Du Dich wirklich immer zu Deinen Idealen bekannt, oder warst Du nur ein Karrierist?"

Berlin Bouncer

4 / 11
(Foto: Verleih)

Rein oder nicht rein, das ist die Frage in David Dietls so unterhaltsamen wie nostalgischen Dokumentarfilm. Der Sohn von Helmut Dietl, mittlerweile Filmemacher mit eigener Handschrift, porträtiert drei Berliner Türsteher, die das Gesicht der Clubkultur seit der wilden Nachwendezeit mitgeprägt haben: Sven Marquardt, Frank Künster und Smiley Baldwin erzählen aus ihren widersprüchlichen Biografien, aus ihrem Alltag als Grenzwächter an der Schwelle zum Nachleben und vom Älterwerden an den zwischen Gentrifizierung und Investoren-Boom versinkenden Orten der Freiheit.

Border

5 / 11
(Foto: dpa)

Horrormärchen, Love Story, fantastisch-realistische Reflexion über Integration und Selbstbehauptung - alles das ist dieser großartige, ganz und gar ungewöhnliche Film von Ali Abbasi. Im Zentrum: die 40-jährige Tina, die merkwürdig deformiert aussieht und die Gefühle von Menschen riechen kann. Dann trifft sie einen Fremden, der ähnlich aussieht und sie mit ihrer wahren, wilden Natur bekannt macht. Integration, Inklusion? Es gibt auch die Freiheit, sich dagegen zu entscheiden (Besprechung hier).

Christo - Walking on Water

6 / 11
(Foto: dpa)

"Wahnsinn! Das ist absoluter Wahnsinn", ruft Christo an einer Stelle. Andrey Paounov begleitet den bulgarischstämmigen Künstler, wie er 2016 auf dem italienischen Iseosee die "Floating Piers" installiert. Das Gute ist, dass man nicht nur Christo sehr nah kommt, sondern auch den Wahnsinn drumherum sieht: feilschende Politiker, sich anbiedernde Gartenparty-Gäste und scheinbar endlos e Besucherströme. Der drohende Regen war da noch Christos geringstes Problem.

Dark Eden

7 / 11
(Foto: N/A)

Das kanadische Fort McMurray ist einer der größten Fracking-Orte der Welt - wo das Öl nicht aus dem Boden sprudelt, sondern dem Sand abgepresst wird, mithilfe giftiger Chemikalien. Jasmin Herold und Michael Beamish lebten dort und haben dieses Leben gefilmt, seine Schönheit und seine Schrecken. Es ist ein trauriger Film, die starken Farben verdanken sich der Chemie, die herumstreifenden Rehe sind im Innern voller Geschwüre. Die Überlebensformel der Leute ist simpel und bitter: Nicht sehen, was man weiß.

Hellboy - Call of Darkness

8 / 11
(Foto: dpa)

Hellboy soll England vor einer Hexe aus dem Mittelalter retten. Bei dieser Mission ist er häufig deprimiert, denn er hat Zweifel an seiner Integrität: Ist er womöglich doch ein machthungriger Dämon und kein netter Teufelskerl? Daraus entsteht zwar keine gute Geschichte, aber Neil Marshall konfrontiert seinen Helden mit einer beachtlichen Artenvielfalt von Monstern. Deren Anblick reicht immerhin aus, dass die Langeweile nicht überhandnimmt.

Niemandsland - The Aftermath

9 / 11
(Foto: N/A)

Hamburg, 1946. Ein britischer Oberst und seine Frau ziehen in eine Villa, die vom Bombenhagel verschont wurde. Der deutsche Besitzer wurde zwangsenteignet und lebt jetzt auf dem Dachboden, darf aber immerhin die Oberst-Ehefrau (Keira Knightley) auf dem Esszimmertisch vögeln, weil sie von ihrem Gatten erotisch und emotional vernachlässigt wird. Nichts für Zyniker, aber für Menschen mit ein wenig Restromantik im Blut hat James Kent ein Melodram alter Schule gedreht.

Der illegale Film

10 / 11
(Foto: Martin Baer)

Der Essayfilm zu den digitalen Streitthemen der Stunde. Originale Bilder, so die These, gibt es im digitalen Zeitalter nicht mehr, schon aus praktischen Gründen. Der Gedanke ist zwar nicht gerade brandneu, Martin Baer und Claus Wischmann arbeiten aber sehr schön mit dem Problem, das jeder Essayfilm hat: Wie bebildere ich meine Ideen interessant und ohne mich durch Lizenzgebühren zu ruinieren? Scheinbar gibt es nur zwei Wege: Stehlen - oder Filmförderung.

Willkommen im Wunder Park

11 / 11
(Foto: dpa)

Fantasie wird Wirklichkeit: June trifft in einem Wald auf die große Version des Vergnügungsparks, den sie in ihrem Kinderzimmer entworfen hat. Doch seit die Achtjährige keine Miniatur-Achterbahnen mehr baut, herrscht im echten Park Krieg - sie muss ihn retten. Junes detailreiche Ingenieurskunst beeindruckt in 3-D. Nicht mehr so viel Spaß macht der Animationsfilm, wenn man weiß, dass der Regisseur Dylan Brown wegen "unpassendem und unerwünschtem Verhalten" gegenüber Frauen im Studio gefeuert wurde.

© SZ.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: