Jugendroman:Auf der Seite der falschen Freunde

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Die Macht des Internet in einer amerikanischen Schule, bringt den Helden in eine gefährliche Situation.

Von Fritz Göttler

"Wir hatten ein Monster erschaffen. Ein kleines süßes Babymonster ..." Ein Cybermonster, wie sie sich heute immer mehr im Internet tummeln. Eli Bennett hat sich von den Schulkameraden Seth und Mouse auf der Haver High dazu beschwatzen lassen, als Team bei der ACM mitzumachen, der diesjährigen amerikanischen Cybersicherheitsmeisterschaft. Die Schulen versuchen seit einiger Zeit, das wachsende Unwesen in der Internetnutzung ihrer Schüler zu überwachen und in den Griff zu kriegen, eine Art Cyberspitzelei, eine Cyber-Stasi. Deren Schwachstellen sollen, spielerisch, die Schüler selbst aufdecken. Das Babymonster von Seth und Mouse (und Eli) ist die Website freundevonspringer.com.

'Am 1. April kam Jordan Springer in die Cafeteria der Haver High marschiert und hat sich in Brand gesetzt. Aber es war kein Aprilscherz. Der Typ hat sich mit Benzin übergossen und ein Streichholz angerissen. Mit voller Absicht." Jordan Springer war gemobbt worden von den Mitschülern, er wollte mit seiner Verzweiflungstat ein Zeichen setzen. Er war ursprünglich der dritte Mann des ACM-Projekts.

Die neue Website soll nun im Gegenzug einige der Mitschüler und Lehrer, die Jordan schlimm und verachtungsvoll mitspielten, mit heimlich gefilmten dummen Aktionen und Äußerungen - Doping beim Sport, Rassismus - ins Internet bringen und bloßstellen. Dazu braucht man Eli, den Computernerd, der genial ist, wenn's um Programmieren und Hacken geht. Einmal ist er schon mit dem Gesetz in Konflikt gekommen, als er sich in einen Polizeicomputer hackte. Jetzt hat er andere Probleme, mit dem Vater und der Stiefmutter Misty, mit der Spanischlehrerin Señora Vega und mit dem Schulschläger Malcolm, der in der Toilette seinen Kopf in unangenehme Nähe zum Duftstein eines Pissoirs bringt. Ein Erfolg bei der ACM könnte ihm auch helfen, die lästige Uni zu vermeiden und gleich als Cyberspezialist einen tollen Job zu finden.

Die Flapsigkeit, mit der Eli davon erzählt, hat einen finsteren Hintergrund. Es geht um Macht und Schuld in diesem Buch, wie fatal beide zusammengehören und durchs Internet gerade unter Jugendlichen schreckliche Dimensionen annehmen. Dass man die manipulativen Trolle immer weniger identifizieren kann. Wie durch die Anonymität des Internet der Sinn für Verantwortung schwindet. Erst allmählich merkt Eli, was hinter der Tat von Jordan Springer steckt und wozu die Rache-Website für ihn eigentlich dient. Und was sein Cyberbaby angeht, muss er bekennen: "Aber wie jede gute Monstermutter liebte ich es trotzdem."

Erin Jade Lange: Fire Wall. Aus dem Englischen von Sandra Knuffinke und Jessika Komina. Magellan Verlag, Bamberg 2020. 351 Seiten, 16 Euro.

© SZ vom 28.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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