Jetzt im Kino:Nachos nach dem Sex

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Ex-Zauberer Daniel Radcliffe ist in der hübschen Screwball-Komödie "The F-Word" zu sehen. Rapper Sido macht in "Halbe Brüder" schale Witze. Und Kevin James ist mal wieder auf dem Segway unterwegs.

Die Filmstarts vom 9. April auf einen Blick, bewertet von den SZ-Kritikern. Rezensionen ausgewählter Filme folgen

Cake

(Siehe Kritik in dieser Ausgabe.)

Cobain: Montage Of Heck

(Siehe Kritik in dieser Ausgabe.)

Die Coopers - Schlimmer geht immer

Anke Sterneborg: Von den Eltern unverstanden, von Mitschülern gemobbt, vor der Angebeteten blamiert: typischer Teenageralltag. Dann legt Alexander seiner Familie per abendlichem Stoßgebet einen Empathie-Crashkurs auf. In einem Mix aus herzerwärmendem Disney-Familienfilm und überdrehter Komödie schickt der Regisseur Miguel Arteta sie auf einen Parcours der Missgeschicke und Peinlichkeiten. Das ist bisweilen recht albern, aber liebenswert - was vor allem dem Charisma von Steve Carell, dem australischen Teenager Ed Oxenbould und einem hinreißenden Filmbaby zu verdanken ist.

Elser - Er hätte die Welt verändert

(Siehe Kritik in dieser Ausgabe.)

The F-Word - Von wegen gute Freunde

David Steinitz: Hinter dem entsetzlichen deutschen Verleihtitel dieses Films, der im Original schlicht "What If" heißt, verbirgt sich eine hübsche kleine Screwball-Comedy: Daniel Radcliffe verliebt sich als melancholischer Großstadtindianer zur falschen Zeit in die richtige Frau. Was Michael Dowse mit viel Hingabe als Plädoyer für die romantische Liebe und für Käse-Nachos nach dem Sex inszeniert.

Grigris Glück

Fritz Göttler: Sie lieben ihn, alle sind im Bann von Grigris. Er humpelt, hat ein lahmes Bein, aber nachts, auf der Tanzfläche der Clubs, legt er Performances hin, so dynamisch-elegant wie einst John Travolta. Er tut das, um zu überleben, in N'Djamena, der Hauptstadt des Tschad, um für sein und der Seinen Staying Alive zu sorgen, und für seine Liebe. Mahamat-Saleh Haroun filmt Souleymane Deme als Grigris wie ein Dokfilmer, folgt ihm beim Fotoshooting, beim Benzinschmuggel, in eine Frauenkommune. Kraft aus Fragilität. (Siehe Kultur)

Halbe Brüder

Annett Scheffel: Rapper Sido, Til Schweigers Tatort-Sidekick Fahri Yardim und Komiker Tedros Teclebran als ungleiche Halbbrüder auf Roadtrip durch die Republik. In Christian Alvarts Komödie rumpelt es heftig, so viele Kalauer wurden in zwei Stunden Komplettbespaßung gezwängt. Blöd nur, dass der Film von allem zu viel sein will: albern, protzig, rührselig, selbstironisch. Eine kleine, feine Kumpel-Sause hätte genügt. (Siehe München)

In meinem Kopf ein Universum

Tobias Kniebe: Bei Licht betrachtet ist das wirklich einer der bizarrsten Männer-Kino-Träume: Dass man seinen Körper nicht mehr kontrollieren kann, bis auf die Augenlider vielleicht - und sich trotzdem die schönsten Frauen rührend um einen kümmern. Siehe "Schmetterling und Taucherglocke", siehe Eddie Redmayne als Stephen Hawking. Hier wird dasselbe Szenario in Polen durchgespielt, auch diesmal nach einer wahren Geschichte. Etwas in Maciej Pieprzyas Film aber fühlt sich falsch an - und Przemek Chrzanowski, das reale Vorbild der Hauptfigur, gibt inzwischen verbitterte Interviews, dass die Filmemacher ihn nur ausgenutzt hätten.

Der Kaufhaus Cop 2

Fritz Göttler: Große Sicherheitskonferenz in Las Vegas, die Topleute der Branche sind da, Kaufhauscops aus ganz Amerika. An der Spitze Paul Blart, verkörpert wie schon im ersten Film von Kevin James, der bei aller Leibesfülle der unscheinbarste von Amerikas Komikern geblieben ist. Angenehm unscheinbar, unwiderstehlich unscheinbar. Unscheinbarkeit aus Prinzip, unter der Regie von Andy Fickman. Paul ist naiv und dreist und ungeschickt, ein Helikoptervater und Superheld und Erreger weiblichen Schmachtens. Joseph Conrad liefert ihm das Motto: We live as we dream - alone.

Der kleine Tod. Eine Komödie über Sex

Doris Kuhn: Sex als Experiment: Verschiedene Paare versuchen, ihren unkonventionellen erotischen Fantasien nachzugeben, und sofort geraten ihre Beziehungen in Schwierigkeiten. Regisseur Josh Lawson zeigt den langen Weg bis zum gelungenen Orgasmus mal in überdrehten, mal in charmanten Episoden und kommt zu dem interessanten Schluss, dass die Liebe eben doch im Bett gefunden wird - oder verloren.

Die neue Wildnis

Julia Weigl: Sie liegt knapp 30 Kilometer nordöstlich von Amsterdam: Oostvaardersplassen war einst Meer und ist heute ein trockengelegtes Naturschutzgebiet. 600 Drehtage lang begleitet der Dokumentarfilmer Mark Verkerk Wildpferdeherden, Vogelschwärme und Hirschrudel. Von der Brunft und der sommerlichen Tollerei bis zum winterlichen Kampf ums Überleben. Der sanfte Kommentar von Hannes Jaenicke fasst dabei in Worte, was die lebensechten Naturbilder zeigen: Ein schwaches, schmächtiges Fohlen erliegt dem bitterkalten Winter - und der Zuschauer schaut zu.

Szenario

Philipp Stadelmaier: Der Ton: Eine Männer- und eine Frauenstimme verlesen den detaillierten Bericht einer Affäre zwischen Chef und Sekretärin in den Siebzigern. Das Bild: die Orte des Geschehens, heute. Zwischen Ton und Bild, damals und heute, Mann und Frau, Fiktion und Dokumentation: gespenstische Spannung. Großartig haben die Regisseure Philip Widman und Karsten Krause das gemacht- ein Film aus Zwischenräumen.

Warte, bis es dunkel wird

Karoline Meta Beisel: Ein Um-die-Ecke-Remake des Siebzigerjahre-Horrorfilms "The Town That Dreaded Sundown" über einen maskierten Serienmörder: In der neuen Version von Regisseur Alfonso Gomez-Rejon läuft eben dieser Film im Kino - und die darin gezeigten Taten wiederholen sich. Der Produzent Ryan Murphy hat schon die erfolgreiche Fernsehserie "American Horror Story" erfunden. "Warte, bis es dunkel" wird kommt trashiger daher - aber den jungen Schauspieler Travis Trope, der als High-School-Schüler Nick helfen will, die Morde aufzuklären, sollte man sich merken.

Winnetous Sohn

Rainer Gansera: Pummeliges Bleichgesicht, doch im Herzen Indianer. Als Idee mag die Casting-Story vom zehnjährigen Max (Lorenzo Germeno), der sich bei den Karl-May-Freilichtspielen als Häuptlingssohn bewirbt, hübsch klingen. Der Regisseur André Erkau fummelt daraus aber einen Kinderfilm im Comedy-Trash-Format zusammen und folgt jener fatalen Maxime, nach der möglichst plumpe Gags und eine Figurengalerie von "superirre" bis "superdoof" als kindgerecht gelten.

© SZ vom 09.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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