"Innen Leben" im Kino:Kreislauf des Krieges

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Außen lauert die Gefahr: Delhani (Juliette Navis, links) und Oum Yazan (Hiam Abbass) blicken auf den Krieg vor der Tür. (Foto: dpa)

Als Palästinenserin, die in Israel aufgewachsen ist, weiß die Schauspielerin Hiam Abbass, was Krieg bedeutet. Es war nie eine Option für sie, in den Kreislauf des Hasses einzutreten, und das verkörpert sie in ihren Filmen, wie nun in dem Kammerspiel "Innen Leben".

Von Anke Sterneborg

Die intime Erfahrung des Krieges in Damaskus als Kammerspiel in den eigenen vier Wänden. Draußen lauern Scharfschützen, immer wieder hört man entfernte Explosionen. Drinnen versucht eine Frau mit drei Kindern, ihrem Schwiegervater, einer Haushälterin und einem jungen Paar mit Baby, deren Wohnung ausgebombt wurde, so etwas wie Normalität aufrecht zu erhalten.

Als palästinensische Araberin, die in Israel aufgewachsen ist, kennt die Schauspielerin Hiam Abbass die Situation, die der Film "Innen Leben" schildert.

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"Obwohl ich länger in der westlichen Welt gelebt habe als in der arabischen, ist der Krieg Teil meiner Geschichte geblieben," sagt sie im Gespräch in Berlin: "Ich fühle mich nicht wohl, wenn es mir zu gut geht, weil ich an die denke, denen es nicht gut geht. Trotzdem ist es nicht das Kriterium, nach dem ich meine Rollen auswähle."

Immer wieder hat Hiam Abbass solche resoluten, aber auch verletzlichen Frauen gespielt, die allem Schmerz zum Trotz nie zu Opfern werden.

Appell für den Schutz der Geflüchteten

Jede dieser Frauen ist auch eine Botschafterin für Annäherung und Austausch, denn schon als Fünfzehnjährige hat sie sich gegen den Hass entschieden: "In dem Alter, in dem Teenager auf der Suche nach der eigenen Identität sind, fühlte ich mich völlig zerrissen. Mein Blut machte mich zur Palästinenserin, meinen Alltag verbrachte ich bei Israelis. Aber durch alles, was ich gelesen und erlebt hatte, wusste ich: Wenn ich in den Kreislauf des Hasses eintrete, werde ich niemals frei sein. Ich wollte mich nicht für die eine oder die andere Seite entscheiden. Für mich geht es einzig und allein darum, Teil der Menschheit zu sein."

Genau diese Mischung aus Integrität und Aufmerksamkeit, aus menschlicher Wärme und Entschlossenheit, entfaltet sie auch hier. So unmittelbar wie man die Auswirkungen eines sehr weit entfernten Krieges zu spüren bekommt, ist der Film auch ein Appell für den Schutz der Geflüchteten.

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