Literaturwettbewerb:Valeria Gordeev gewinnt Bachmann-Preis

Lesezeit: 2 min

Autorin Valeria Gordeev bei der Eröffnung der 47. Tage der deutschsprachigen Literatur. (Foto: Gerd Eggenberger/dpa)

Der Preis des wichtigsten Wettbewerbs für die deutschsprachige Gegenwartsliteratur geht an die deutsche Autorin für ihr Werk "Er putzt".

Von Violetta Simon

Valeria Gordeev hat den mit 25 000 Euro dotierten Ingeborg-Bachmann-Preis der Stadt Klagenfurt gewonnen. Die aus Tübingen stammende Autorin setzte sich mit ihrem Textbeitrag "Er putzt" gegen elf Mitbewerber durch. Gordeev beschreibt darin mit großer Präzision den Putzwahn eines Neurotikers, eines jungen Mannes, der das Putzen zur Kunst erhebt, der Mutter und Schwester hinterherputzt. Die Autorin habe damit "eine Aufforderung zum Krieg auf allen Kanälen" formuliert, urteilte die Jury.

Die traditionsreiche Veranstaltung fand in diesem Jahr vom 28. Juni bis 2. Juli statt. Sie ist der wichtigste Wettbewerb für die deutschsprachige Gegenwartsliteratur und jährt sich zum 47. Mal, diesmal zum 50. Todestag der Autorin Ingeborg Bachmann. Bis Samstag hatten die Kandidatinnen und Kandidaten bislang unveröffentlichten Texte präsentiert - vor Publikum, vor TV-Zuschauern und einer Jury.

Zwölf statt 14 Autoren im Wettbewerb

Wie im Juni bereits bekannt wurde, mussten zwei der Lesenden kurzfristig absagen, beide aus Österreich: die von Klaus Kastberger nominierte Schriftstellerin Helena Adler und der von Brigitte Schwens-Harrant nominierte Schriftsteller Robert Prosser. Die Statuten sehen vor, dass eine Teilnahme am Wettlesen nur mit persönlicher Anwesenheit und eigener Lesung erfolgen kann. Damit nahmen statt der üblichen 14 Autorinnen und Autoren in diesem Jahr nur zwölf teil.

Nach den Jury-Diskussionen der vergangenen Tage galten der aus der Ukraine stammenden Autor Yevgeniy Breyger, die Österreicherin Anna Felnhofer und die Deutsche Valeria Gordeev als Favoriten. Auch der aus Großbritannien stammenden Autorin Jacinta Nandi, dem in Frankreich geborenen Jayrôme C. Robinet sowie dem polnisch-deutschen Autor Martin Piekar wurden gute Chancen eingeräumt.

Martin Piekar räumt doppelt ab

Neben den Bachmann-Preis werden im ORF-Theater weitere Preise verliehen. Die Österreicherin Anna Felnhofer erhält den mit 12 500 Euro dotierten Deuschlandfunk-Preis für ihr Werk "Fische fangen". Eine literarische Fallstudie über einen Jungen, dessen Mutter vom "Vater eines Tages" sitzen gelassen wurde. Der Junge kann keine Gesichter identifizieren und somit keine Beziehungen aufbauen. Die Jury lobte unter anderem "die komplexe Psychologie einer Gewalterfahrung".

Der Kelag-Preis, gestiftet von der Kärntner-Elektrizitäts-Aktiengesellschaft in Höhe von 10 000 Euro, geht an den Lyriker und Lehrer Martin Piekar aus dem Taunus. "Mit Wänden sprechen / Pole sind schwierige Volk" ist der Titel der Geschichte eines heranwachsenden Sohnes, der mit seiner polnischen Mutter in einer kleinen Wohnung lebt. Die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse sprächen aus diesem Werk, lobte Juror Klaus Kastberger.

Darüber hinaus erhielt Piekar den Publikumspreis der BKS-Bank, der bereits am Samstag ermittelt wurde, das Preisgeld beträgt 7000 Euro. Damit verbunden ist das Stadtschreiberstipendium im Wert von 6000 Euro in Klagenfurt. Die Jury sagte Piekar eine "große literarische Karriere" voraus.

Der 3sat-Preis in Höhe von 7500 Euro geht an die einzige Schweizerin, die Kulturjournalistin Laura Leupi aus Zürich, die mit "Das Alphabet der sexualisierten Gewalt" angetreten war. Leupi hatte bereits beim Lesen ihres Textes von mehreren Seiten Lob geerntet, aber auch die wohl schärfste Kritik des Wettbewerbs durch Juror Philipp Tingler, der ihre Sprache als "totalitär" bezeichnete. Juror Thomas Strässle nannte den Text den gelungenen Versuch, "dem Thema Vergewaltigung eine Sprache zu geben".

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusRede zur deutschen Literatur
:Schon jetzt ein Dokument

Zum Auftakt des Ingeborg-Bachmann-Preises hält die ukrainische Schriftstellerin Tanja Maljartschuk in Klagenfurt eine große Rede.

Von Felix Stephan

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: